Samstag, 18. Januar 2014

Homophiler Kulturkampf

Schwulsein ist eine normale Ausnahme
Von Wolfgang Bok

Schwulen und Lesben wird eine Aufmerksamkeit zuteil, um die sie die Mehrheit der Deutschen beneidet. Doch ihr Engagement gegen Homophobie offenbart mangelnde Toleranz. Anmerkungen zu einem neuen Kulturkampf.
Mit der Toleranz ist das so eine Sache. Die sie am lautesten fordern, sind oft selbst sehr intolerant. Die politische Linke, die sich gerne so pazifistisch gibt, wechselt schnell zur kriegerischen Sprache, um diejenigen auszugrenzen, die anderer Meinung sind: Wer am (vom Menschen gemachten) Klimawandel zweifelt, ist ein „Klimaleugner“. Wer die Zuwanderung in die Sozialsysteme begrenzen will, ist ein „Rechtspopulist“. Wer das Euro-System für eine Fehlkonstruktion hält, ist ein „Europagegner“. Und wer Schwule und Lesben nicht bis in den letzten gesellschaftlichen Winkel mit Heterosexuellen gleichstellen will, wird als „homophob“ in die Ecke des Antiliberalen gestellt.

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Kommentar Andy

Ich sage es gleich vorweg, Kommentare wie diese halte ich für heuchlerischen Bockmist. Eigentlich ist es pure Homophobie. Was zum Henker will der Verfasser mir damit sagen? Das es in einer Demokratie normal sein muß, auch zu allen Menschenrechtsfragen stets verschiedene Meinungen haben zu dürfen?Was für ein Blödsinn. Man kann nun einmal nicht tolerant sein und gleichzeitig gegen jegliche Form der Gleichstellung Homosexueller. Auf keinen anderen Gebiet würden sich Menschen so einen Unsinn gefallen lassen. Kein Farbiger würde es so einfach hinnehmen, wenn man sagt, dass man ihn zwar toleriert, er aber als Neger hier in Deutschland einfach nichts verloren hat. Und der Zentralrat der Juden würde bei ähnlichen Aussagen sofort auf die Barrikaden gehen. Was würden wohl Frauen wie Alice Schwarzer sagen, wenn man die Frauenbewegung der letzten 50 Jahre komplett in Frage stellt. 


Aber schauen wir uns doch mal einige Punkte genauer an:
Sie erweckt den Eindruck, als habe sich seit dem Dritten Reich wenig geändert, als würden Homosexuelle noch immer aufs Übelste drangsaliert und verfolgt. Dabei ist das Gegenteil der Fall.
Seit Bestehen der Bundesrepublik waren homosexuelle Handlungen strafbar und wurden verfolgt. Erst im Jahre1994 wurde der Paragraf 175 ersatzlos gestrichen. Allein bis 1969 wurden in Deutschland mehr schwule Männer inhaftiert, als in der ganzen Zeit des Nationalsozialismus zusammen. Bis in die neunziger Jahre hinein, galt Homosexualität bei der Bundeswehr als offizieller Entlassungsgrund . Noch im Jahr 1983 versuchte man General Kießling wegen seiner angeblichen Homosexualität vorzeitig zu entlassen. Wie viele Lebenswege unzähliger Menschen in einer derart brutalen Art und Weise zerstört wurden, können sich die meisten heterosexuellen Menschen kaum vorstellen. Und nun kommt so ein Schreiberling daher und faselt etwas von der angeblichen Normalität und das die Schwulen doch endlich die Klappe halten sollten. Ich sage, im Gegenteil. Die richtige Aufarbeitung des Unrechts vergangener Jahrzehnte hat noch nicht einmal richtig begonnen. 
Der Minderheit der Schwulen und Lesben wird eine Aufmerksamkeit zuteil, um die sie die Mehrheit der Deutschen beneidet. 
In Anbetracht der erwähnten Diskriminierung von Homosexualität die sich bis in die heutige Zeit auf vielen Gebieten fortsetzt, ist dieser Satz eine einzige freche Provokation.
 Kaum eine Organisation, in der sich nicht Schwulen- und Lesben-SprecherInnen wortgewaltig positioniert haben. Jeder Anflug von Ablehnung des Andersseins wird von den Medien vorwurfsvoll herausgestellt. In der Kultur- und Modewelt gehört Homosexualität sogar zum guten Ton. Von der Werbewirtschaft werden sie als kaufkräftige Kundschaft umworben. Auf Christopher-Street-Days wird öffentlich ein schriller Sexismus zur Schau gestellt – und wer darin Schamlosigkeit beklagt, macht sich der Diskriminierung schuldig. 
Immer schön mit Klischees um sich werfen, gelle. Wie man weiß, sind alle Schwulen tuntig und mögen Mode und haben allesamt viel Geld mit dem sie massenhaft um sich werfen. Schwule haben inzwischen praktisch den ganzen Staat unterwandert und sind überall, sogar in der Regierung. 

Man was für ein elender Bockmist. Weshalb erwähnt man denn nicht bsw. die Love-Parade als öffentliche Zurschaustellung heterosexuellen Sexismus. Weshalb erwähnt man nicht die konservativen, christlichen Parteien die seit ewigen Zeiten gegen alles kämpfen was  auch nur im entferntesten nach Toleranz aussieht. Warum wird nicht erwähnt, dass zwar im Fernsehen schwule Rollen ganz gerne mal als Farbtupfer gesehen werden, dass dafür aber immer heterosexuelle Schauspieler herhalten müssen, während ihre schwule Kollegen bei einen Outing kaum eine Chance auf Rollen haben. Wieseo wird nicht gesagt, wie viele Menschen immer noch Angst haben, öffentlich von ihren Lebenspartner zu erzählen.

Über Schwaben, Sachsen oder Ostfriesen darf man hässliche Witze machen. Aber über Schwule?
Die allermeisten Schwulenwitze stammen doch eh von den Schwulen selbst. Ich kenne selber eine ganze Menge und finde sie herrlich. Nur sind viele andere Witze halt einfach nicht lustig, vor allen wenn man Schwule zum x-ten male ausschließlich mit Analsex in Verbindung bringt. 
Das aber heißt: Mindestens neun von zehn Menschen bevorzugen einen Partner anderen Geschlechts, gelten also als heterosexuell. Wer oder was ist also normal? 
Normalität ist keine Frage nach statistischen Mehr- oder Minderheiten. Laut Statistik gibt es allein in Deutschland mindestens 4 bis 8 Millionen homosexuelle Menschen. dass ist fast so viel wie die Einwohnerzahl der Schweiz. Klingt das nach einer Minderheit?  Machen wir doch mal eine andere Rechnung auf. Europa hat etwa 740 Millionen Einwohner. Demnach sind also nur 1 Prozent der Europäer schweizer Bürger und stellen somit eine Minderheit dar. Beschäftigt sich Europa also womöglich zuviel mit der Schweiz? Anderes Beispiel, es gibt in Deutschland mehr Schwule und Lesben als  es FDP Wähler gibt und bei dieser Partei spricht man nicht einmal nach der Abwahl aus dem Bundestag von einer Minderheit. Ich finde, bei gewissen Themen verbieten sich Begriffe wie Mehr- oder Minderheit einfach von selbst. Menschenrechte haben nunmal nichts mit der Anzahl der Induviduen zu tun, die davon betroffen ist, wie auch die Meinung einer Mehrheit noch lange nicht richtig sein muß, wie die Reichstagswahlen 1933 eindrucksvoll beweisen.
In Baden-Württemberg schaukelt sich das Thema gerade zu einem regelrechten Kulturkampf hoch. Denn die grün-rote Landesregierung hält es für nötig, das Thema „sexuelle Vielfalt“ in den Lehrplänen zu verankern. Die Formulierungen dazu wurden zum Teil wortgetreu aus den Vorlagen der Schwulen- und Lesbenverbände übernommen
Was für ein Blödsinn. Fakt ist doch viel eher, dass es in der Wortwahl bezüglich der Toleranz nunmal nicht unendlich viele Gestaltungsvarianten gibt. Aber schauen wir doch einfach mal selbst in das - Arbeitspapier für die Hand der Bildungsplan-kommissionen als Grundlage und Orientierung zurVerankerung der Leitprinzipien - Stand: 18.11.2013, Bildungsplanreform 2015/2016 - Verankerung von Leitprinzipien nach. 

Darin steht unter anderen:
Verlangt werden in diesem Zusammenhang Kreativität, Kritik- und Kommunikationsfähig-keit sowie die Fähigkeit zu selbstbestimmtem, sozial und ökologisch verantwortlichem Handeln. Die Kinder und Jugendlichen müssen in der Lage sein, ihre eigenen Wertvorstel-lungen und Haltungen zu reflektieren und weiter zu entwickeln, Probleme und Konflikte friedlich zu lösen bzw. auszuhalten, aber auch Empathie für andere entwickeln zu können und sich selbst bezüglich des eigenen Denkens und Fühlens zu artikulieren und – wenn nötig – auch zu relativieren. Das macht es auch erforderlich, die Perspektiven anderer Personen und Kulturen übernehmen zu können, Differenzen zwischen Geschlechtern, se-xuellen Identitäten und sexuellen Orientierungen wahrzunehmen und sich für Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen zu können. Die Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Vorstellungen, Perspektiven für und Möglichkeiten der künftigen alltäglichen, berufli-chen und gesellschaftlichen Lebensgestaltung durchziehen daher den schulischen Alltag.
Zusätzlich zu berücksichtigen unter dem Gesichtspunkt der Akzeptanz sexueller Vielfalt:
  • Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der eigenen geschlechtlichen Identität und Orientierung auseinander mit dem Ziel sich selbstbestimmt und reflektiert für ein ihrer Persönlichkeit und Lebensführung entsprechendes Berufsfeld zu entscheiden.
  • Schülerinnen und Schüler haben einen vorurteilsfreien Umgang mit der eigenen und anderen sexuellen Identitäten;
  • Schülerinnen und Schüler entwickeln eine Sensibiliät für Stereotype und können diese hinterfragen;
  • Schülerinnen und Schüler sind fähig, sich in einer pluralen Gesellschaft zu verorten und begründete Werthaltungen zu entwickeln.

Zusätzlich zu berücksichtigen unter dem Gesichtspunkt der Akzeptanz sexueller Vielfalt:
  • Schülerinnen und Schüler kennen die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von/mit LSBTTI-Menschen und reflektieren die Begegnungen in einer sich wandelnden, globalisierten Welt.
  • klassische Familien, Regenbogenfamilien, Single, Paarbeziehung, Patchworkfamilien, Ein-Eltern-Familien, Großfamilien, Wahlfamilien ohne verwandtschaftliche Bande;
  • schwule, lesbische, transgender und soweit bekannt intersexueller Kultur (Musik, Bildende Kunst, Literatur, Filmschaffen, Theater und neue Medien) und Begegnungsstätten (soziale Netzwerke, Vereine, politische Gruppen, Parteien).

Mal ehrlich, klingt das nach einer Machtübernahme der Schwulen und Lesben oder vielleicht nach Umerziehungslagern chinesischen Vorbilds. Sollte man sich nicht viel eher mal damit beschäftigen weshalb es in einen angeblich säkulären Staat überhaupt so etwas wie Religionsunterricht in den Schulen gibt und weshalb es möglich ist, dass sich Religionen derart massiv in die Politik einmischen wie es die großen christlichen Kirchen in Deutschland tun. 

Die Mehrheit jedoch fühlt sich schlicht durch die Anmaßung von Grün-Rot provoziert, Privates und Intimes in die Schulen zu tragen.
Tja nun, Dummheit ist leider nicht so einfach auszurotten. Wie privat und intim kann die Frage nach der sexuellen Orientierung denn eigentlich sein, wenn man sich vorstellt, wie viele verheirateten Heteros ihren Ehering als offzielles Zeichen ihrer sexuellen Orientieurng und Familienstandes sogar an der Hand tragen. Welche Aussage hat denn überhaupt die Frage nach der sexuellen Orientierung? Sagt das etwa irgend etwas privates oder intimes, womöglich auf sexuellen Gebiet aus? Doch wohl kaum. Wieso also solch ein Aufbegehren? Letztlich handelt es sich doch in der Mehrzahl um Menschen mit extremen Nachholebedarf bei den Kenntnisse über sexuelle Orientierungen. Der beste Beweis wie wichtig und richtig der neue Bildungsplan in Baden Württemberg ist.

Derlei Zwischentöne werden in der Debatte gerne übersehen: Die Mehrheit der Heterosexuellen ist aufgeklärt genug, andere sexuelle Orientierungen als „Normalität“ zu akzeptieren. Was sie jedoch aufbringt, ist die Überbetonung des Themas. Begleitet von dem ständigen Vorwurf, nicht tolerant zu sein, nur weil man der klassischen Bindung den Vorzug gibt und eben keinen Gefallen daran findet, wenn sich erwachsene Männer in der Öffentlichkeit küssen.
Überbetonung des Themas? 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung sind homosexuell, ein Umstand der bisher fast gar keine Beachtung fand. Und diese Leute wollen einen Anteil am öffentlichen Leben wie jeder Hetero auch. Daran wird man sich ganz einfach gewöhnen müssen. Wem das nicht passt, der muß eben in Zukunft lernen wegzuhören, ganz einfach.
Als Konrad Adenauer zugetragen wurde, dass sein Außenminister Heinrich von Brentano homosexuell sei, soll der erste Kanzler (CDU) gesagt haben: So lange der mich nit anfasst, isset mir ejal. Dieser Großmut wird seither gerne als Ausdruck rheinischer Liberalität zitiert. Was aber, wenn die verbreiteten Aufforderungen zum „Coming out“ befolgt werden – und Mann nicht mehr sicher sein kann, nicht angefasst zu werden? Auch aus dieser Sorge rührt wohl das Unbehagen, Homosexualität zur Normalität zu verklären.
Womit wir nun entgültig bei der untersten Schublade der schwulen Klischees angekommen wären.  Ich glaube, manche Heteros sollten besser selbstkritisch in den Spiegel schauen. Als ob es jemals auf der ganzen Welt auch nur einen einzigen schwulen Mann gegeben hätte, der freiwillig Konrad Adenauer auch nur mit den kleinen Finger berührt hätte. 
Wobei dies bei so manchen Hetero vielleicht sogar wünschenswert wäre. Vielleicht wird einigen frauenverachtenden Machos endlich bewußt, wie sie selbst mit den anderen Geschlecht umgehen. 

Ich will es dabei bewenden lassen. Alles in allen ein äußerst dummer, klischeehafter, frecher und schwulenfeindlicher Kommentar. 



 


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