Montag, 12. Mai 2014

Tolerantes Europa?

Der ESC 2014 hat mehr Symbolik für die derzeitige Lage in Europa, als auf den ersten Blick klar wird. Leider stand dieses Jahr nicht die Musik im Vordergrund, sondern die Kolumnen überschlagen sich mit politischen Interpretationen. Eine von Steuerzahlern finanzierte Show sollte frei von politischen Statements sein. Dass das Ausbuhen von zwei jungen russischen Interpretinnen lapidar zur Kenntnis genommen wird, stellt ein Armutszeugnis für unsere ach so tolerante Kultur dar.
Von  Oliver Hopfgartner

Conchita Wurst hat den ESC gewonnen. Vor einigen Jahren hätte eine auf die Verwischung der Geschlechtergrenzen aufbauende Kunstfigur wohl kaum eine Chance gehabt, den ESC zu gewinnen, selbst wenn die musikalische Leistung hervorragend gewesen wäre. Dies zeigt ganz deutlich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung im Bereich der Geschlechterrollen verändert hat. 

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Kommentar Andy

Zunächst einmal muss man sagen, dass der Einwand durchaus berechtigt erscheint. Um ehrlich zu sein, mir taten die beiden Zwillinge aus Russland auch leid. Wie immer in solchen Fällen gibt es auch hier wieder ein "aber". Wenn man als Künstler bei einen derartigen internationalen Wettbewerb wie dem ESC ein Land vertritt das derart menschenverachtende Gesetze gegen Schwule und Lesben erlässt, dass es einen aufgeklärten Europäer glatt die Sprache verschlagen kann, dann darf man sich über derartige Gefühlsausbrüche zumindest nicht wundern.

Im übrigen handelt es sich bei den Zuschauern in Kopenhagen um ganz normale freie Bürger die überall ihre Zustimmung aber auch ihre Ablehnung bekunden können. Immerhin handelte es sich nur um Buh-Rufe und Pfiffe. In Russland geht es da in Hinblick auf dem Umgang mit Homosexualität schon ganz anders zur Sache. Wenn man sich also für Toleranz und gegenseitige Achtung ausspricht, dann sollte man das gefälligst im Vorfeld einer solchen Veranstaltung tun. Aber einerseits gegen Schwule und Lesben in einer geradezu niederträchtigen Art und Weise hetzen und gleichzeitig für sich selbst Toleranz einfordern passt nicht recht zusammen.

Kriminalisierte Sexualität in Afrika. Vier Antworten von Cesnabmihilo Dorothy Aken’Ov aus Nigeria

Derzeit stehen in Uganda zwei Männer wegen Homosexualität vor Gericht. Im Januar erließ die nigerianische Regierung den „Same Sex Marriage (Prohibition) Act“. Wie erleben Sie die Auswirkungen dieses Gesetzes? 

Das Gesetz sieht oberflächlich recht harmlos aus. Der klug gewählte Titel trug dazu bei, dass der gefährliche Inhalt in Nigeria und weiten Teilen Afrikas begrüßt wurde. Im Gegensatz zum irreführenden Titel ist das Gesetz jedoch eines der schlimmsten Gesetze überhaupt. Es verstößt gegen die Menschenrechte, gegen die nigerianische Verfassung und gegen internationale Verträge, die Nigeria unterzeichnet, ratifiziert und in innerstaatliches Recht umgesetzt hat. Es verstößt außerdem gegen das Recht auf Privatsphäre sowie gegen die Versammlungs-, Glaubens- und Meinungsfreiheit. Es kriminalisiert Hilfeleistende und Menschenrechtsverteidiger. 

Südafrika: (K)ein sicherer Hafen für homosexuelle Flüchtlinge

Sie werden verachtet, geschlagen, lebenslang ins Gefängnis gesteckt und ermordet - weil sie homosexuell sind. In 36 von 54 afrikanischen Ländern sind gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal. Nicht so in Südafrika. Das Land hat eine der liberalsten Gesetzgebungen weltweit. So flüchten sich viele afrikanische Homosexuelle ans Kap. Ein Traum, der schnell zum Albtraum werden kann.

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UNTER EINFLUSS DER EU: MOLDAWIEN MACHT SICH LOCKER

Erst 1995 entkriminalisierte der seit 1991 unabhängige Staat Moldawien Homosexualität und homosexuelle Handlungen. 2012 wurde sogar ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet, das ein Jahr später in Kraft trat. Das überholte Wertesystem des ehemaligen UDSSR-Mitglieds und der immer noch starke Einfluss vom großen Bruder Russland führten allerdings im letzten Jahr auch zu einem Gesetzerlass, der die Verbreitung von Informationen über jedwede Partnerschaften abseits von Ehe und Familie verbieten sollte. Kurz darauf wurde das Verbot wieder aufgehoben. Die moldawische Regierung will die Beziehungen zur EU stärken, eine diskriminierende Legislative steht dabei nur im Weg.

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Castro-Tochter protestiert gegen Homophobie

Hunderte Kubaner haben gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben protestiert. An der Gay-Parade in der Hauptstadt Havanna nahm auch die Tochter von Präsident Raúl Castro, Mariela Castro, teil. "Die kubanische Gesellschaft macht Forschritte in diesem Kampf", versicherte die 51-jährige Sexualwissenschaftlerin. Rund 500 Menschen begleiteten den bunten Umzug durch eine der bekanntesten Straßen Havannas. Die sozialistische Karibikinsel feiert zum siebten Mal die alljährliche Schwulen-Parade.


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Eurovision Song Contest 2014

Welche Botschaft Conchita Wurst für Wladimir Putin hat

Mit einer bombastischen Ballade und Bart triumphierte Vollbart-Dragqueen Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest 2014. Wir haben Reaktionen auf den Sieg der Österreicherin zusammengefasst.

Mit der vollbärtigen Dragqueen Conchita Wurst und einer pompösen Popballade hat Österreich den Eurovision Song Contest 2014 gewonnen. Das Siegerlied mit dem Erweckungstitel "Rise Like A Phoenix" (Wie Phönix aus der Asche auferstehen) erinnert an einen James-Bond-Song. Deutschland landete in Kopenhagen mit Elaiza und dem Polka-Poplied "Is It Right" abgeschlagen auf Rang 18.

"Diese Nacht widme ich allen, die an Frieden und Freiheit glauben. Wir sind eine Einheit", schluchzte Wurst, deren Name zu Wortspielen einlädt, im figurbetonten, bodenlangen, goldfarbenen Abendkleid. "Ich habe hier soviel mehr bekommen als nur eine Trophäe." Ihr Auftritt war eine Gänsehaut-Show voller Dramatik mit Lichtstrahlen und Flammenmeer-Optik. Österreichs Rundfunkanstalt ORF hatte Wurst alias Tom Neuwirth (25) ohne Vorentscheid nach Dänemark geschickt.