Der ESC 2014 hat mehr Symbolik für die derzeitige Lage in Europa, als
auf den ersten Blick klar wird. Leider stand dieses Jahr nicht die Musik
im Vordergrund, sondern die Kolumnen überschlagen sich mit politischen
Interpretationen. Eine von Steuerzahlern finanzierte Show sollte frei
von politischen Statements sein. Dass das Ausbuhen von zwei jungen
russischen Interpretinnen lapidar zur Kenntnis genommen wird, stellt ein
Armutszeugnis für unsere ach so tolerante Kultur dar.
Von Oliver Hopfgartner
Conchita Wurst hat den ESC gewonnen. Vor einigen Jahren hätte eine auf die Verwischung der Geschlechtergrenzen aufbauende Kunstfigur wohl kaum eine Chance gehabt, den ESC zu gewinnen, selbst wenn die musikalische Leistung hervorragend gewesen wäre. Dies zeigt ganz deutlich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung im Bereich der Geschlechterrollen verändert hat.
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Kommentar Andy
Zunächst einmal muss man sagen, dass der Einwand durchaus berechtigt erscheint. Um ehrlich zu sein, mir taten die beiden Zwillinge aus Russland auch leid. Wie immer in solchen Fällen gibt es auch hier wieder ein "aber". Wenn man als Künstler bei einen derartigen internationalen Wettbewerb wie dem ESC ein Land vertritt das derart menschenverachtende Gesetze gegen Schwule und Lesben erlässt, dass es einen aufgeklärten Europäer glatt die Sprache verschlagen kann, dann darf man sich über derartige Gefühlsausbrüche zumindest nicht wundern.
Im übrigen handelt es sich bei den Zuschauern in Kopenhagen um ganz normale freie Bürger die überall ihre Zustimmung aber auch ihre Ablehnung bekunden können. Immerhin handelte es sich nur um Buh-Rufe und Pfiffe. In Russland geht es da in Hinblick auf dem Umgang mit Homosexualität schon ganz anders zur Sache. Wenn man sich also für Toleranz und gegenseitige Achtung ausspricht, dann sollte man das gefälligst im Vorfeld einer solchen Veranstaltung tun. Aber einerseits gegen Schwule und Lesben in einer geradezu niederträchtigen Art und Weise hetzen und gleichzeitig für sich selbst Toleranz einfordern passt nicht recht zusammen.
Montag, 12. Mai 2014
Kriminalisierte Sexualität in Afrika. Vier Antworten von Cesnabmihilo Dorothy Aken’Ov aus Nigeria
Derzeit stehen in Uganda zwei Männer wegen
Homosexualität vor Gericht. Im Januar erließ die nigerianische Regierung
den „Same Sex Marriage (Prohibition) Act“. Wie erleben Sie die
Auswirkungen dieses Gesetzes?
Das Gesetz sieht oberflächlich recht
harmlos aus. Der klug gewählte Titel trug dazu bei, dass der gefährliche
Inhalt in Nigeria und weiten Teilen Afrikas begrüßt wurde. Im Gegensatz
zum irreführenden Titel ist das Gesetz jedoch eines der schlimmsten
Gesetze überhaupt. Es verstößt gegen die Menschenrechte, gegen die
nigerianische Verfassung und gegen internationale Verträge, die Nigeria
unterzeichnet, ratifiziert und in innerstaatliches Recht umgesetzt hat.
Es verstößt außerdem gegen das Recht auf Privatsphäre sowie gegen die
Versammlungs-, Glaubens- und Meinungsfreiheit. Es kriminalisiert
Hilfeleistende und Menschenrechtsverteidiger.
Südafrika: (K)ein sicherer Hafen für homosexuelle Flüchtlinge
Sie werden verachtet, geschlagen, lebenslang ins Gefängnis gesteckt und
ermordet - weil sie homosexuell sind. In 36 von 54 afrikanischen Ländern
sind gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal. Nicht so in Südafrika.
Das Land hat eine der liberalsten Gesetzgebungen weltweit. So flüchten
sich viele afrikanische Homosexuelle ans Kap. Ein Traum, der schnell zum
Albtraum werden kann.
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UNTER EINFLUSS DER EU: MOLDAWIEN MACHT SICH LOCKER
Erst 1995 entkriminalisierte der seit 1991 unabhängige Staat Moldawien
Homosexualität und homosexuelle Handlungen. 2012 wurde sogar ein
Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet, das ein Jahr später in Kraft
trat. Das überholte Wertesystem des ehemaligen UDSSR-Mitglieds und der
immer noch starke Einfluss vom großen Bruder Russland führten allerdings
im letzten Jahr auch zu einem Gesetzerlass, der die Verbreitung von
Informationen über jedwede Partnerschaften abseits von Ehe und Familie
verbieten sollte. Kurz darauf wurde das Verbot wieder aufgehoben. Die
moldawische Regierung will die Beziehungen zur EU stärken, eine
diskriminierende Legislative steht dabei nur im Weg.
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Castro-Tochter protestiert gegen Homophobie
Hunderte Kubaner haben gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben protestiert. An der Gay-Parade in der Hauptstadt Havanna nahm auch die Tochter von Präsident Raúl Castro, Mariela Castro, teil. "Die kubanische Gesellschaft macht Forschritte in diesem Kampf", versicherte die 51-jährige Sexualwissenschaftlerin. Rund 500 Menschen begleiteten den bunten Umzug durch eine der bekanntesten Straßen Havannas. Die sozialistische Karibikinsel feiert zum siebten Mal die alljährliche Schwulen-Parade.
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Eurovision Song Contest 2014
Welche Botschaft Conchita Wurst für Wladimir Putin hat
Mit einer bombastischen Ballade und Bart
triumphierte Vollbart-Dragqueen Conchita Wurst beim Eurovision Song
Contest 2014. Wir haben Reaktionen auf den Sieg der Österreicherin
zusammengefasst.
Mit der vollbärtigen Dragqueen Conchita Wurst und einer pompösen
Popballade hat Österreich den Eurovision Song Contest 2014 gewonnen. Das
Siegerlied mit dem Erweckungstitel "Rise Like A Phoenix" (Wie Phönix
aus der Asche auferstehen) erinnert an einen James-Bond-Song.
Deutschland landete in Kopenhagen mit Elaiza und dem Polka-Poplied "Is
It Right" abgeschlagen auf Rang 18.
"Diese Nacht widme ich allen, die an Frieden und Freiheit glauben. Wir
sind eine Einheit", schluchzte Wurst, deren Name zu Wortspielen einlädt,
im figurbetonten, bodenlangen, goldfarbenen Abendkleid. "Ich habe hier
soviel mehr bekommen als nur eine Trophäe." Ihr Auftritt war eine
Gänsehaut-Show voller Dramatik mit Lichtstrahlen und Flammenmeer-Optik.
Österreichs Rundfunkanstalt ORF hatte Wurst alias Tom Neuwirth (25) ohne
Vorentscheid nach Dänemark geschickt.
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