Samstag, 6. Dezember 2014

Streitgespräch mit Sexualpädagogin „Sexualität hat einen Zweck“

Der neue Bildungsplan in Ba-Wü sieht ein offenes Sprechen über Sexuelles vor. Karla Etschenberg warnte deshalb vor einer „Sexualisierung“ der Jugendlichen.


taz: Frau Etschenberg, in einem Interview mit der rechten Zeitung „Junge Freiheit“ warnten Sie vor übermäßiger „Sexualisierung“ von Jugendlichen. Anlass waren Diskussionen über neue Impulse des Bildungsplans in Baden-Württemberg. Wird nicht vielmehr mit offenem Sprechen über Sexuelles Schülern und Schülerinnen etwas von der üblichen Beklommenheit zum Thema genommen?
 
Karla Etschenberg: Meine Kritik entzündet sich an bestimmten Vorschlägen zur methodischen Umsetzung. Und meine Auffassung als Sexualpädagogin ist es, dass sachliches Sprechen über Sexualität die wichtigste Methode der Sexualerziehung von der Grundschule an ist – das hat mit Sexualisierung im Regelfall nichts zu tun. 

Und das Problem liegt wo?
 
Das Sprechen nimmt Beklommenheit, kann sie aber auch auslösen, wenn Kinder überfordert sind oder ihre Schamgrenzen überschritten werden – oder ihnen die Art, wie eine Person mit ihnen spricht, peinlich ist.

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Kommentar Andy

Um es ganz kurz zu machen, dass so etwas wie Frau Etschenberg Professorin ist und damit im Monat mehr verdient als die meisten Arbeitnehmer im halben Jahr zusammengenommen nicht könnte mich bei derartigen Aussagen echt wütend machen. Und dann noch der Zusatz Sexualpädagogin. Sexualpädagogin? Sorry, aber Frau Etschenberg hat doch von der Realität nun wirklich nicht den leisesten Schimmer. Hier mal einigen Beispiele: 

Russische Homosexuelle sind in Gefahr

Markus Ulrich, Lesben- und Schwulenverband, zur Lage Homosexueller in Russland.

Markus Ulrich (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) hat Angst um die Homosexuellen in Russland. Immer häufiger seien Trupps unterwegs, die eine Art Lynchjustiz verüben. Mit offiziellen russischen Stellen will Ulrich über die Lage Homosexueller im Gespräch bleiben, von Boykott-Maßnahmen hält er nichts: „Wir haben uns nie für einen Sotschi-Boykott ausgesprochen, denn das nützt den Homosexuellen vor Ort nicht.“
Ulrich fordert die deutsche Bundesregierung auf, auf die Missstände in Russland hinzuweisen. Und er verweist im Skype-Talk mit Hendrik Holdmann darauf, dass dies nicht immer öffentlich geschehen muss. „In diesen Machtspielen geht es ja auch darum, ein Gesicht zu bewahren.“
Er weist aber auch auf die Lage von Homosexuellen in Deutschland oder Frankreich hin: „Wenn man mit Fingern auf andere zeigt, zeigen auch immer ein paar Finger auf einen selbst. In Deutschland ist auch nicht alles rosig.“

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Kommentar Andy

Zugegeben, der richtige Umgang mit der alltäglichen Homophobie in Russland ist tatsächlich nicht so einfach. Aber so sehr ich mir auch Mühe geben die Aussagen von Markus Ulrich zu verstehen, ich habe beim besten Willen keine Ahnung worauf er eigentlich hinaus möchte. Also mal ganz kurz zusammengefasst, er möchte keinen Boykott, denn das würde nichts bringen. Die Bundesregierung soll auf die Situation in Russland hinweisen, aber bitte nicht öffentlich. Darauf hinweisen ja, aber irgendwie soll es niemand bemerken und um Gottes willen nicht mit dem Finger darauf zeigen. Denn dann käme ja womöglich noch heraus das es in irgendeinen Hinterwäldlerdorf in Oberbayern noch ein paar homophobe Großväter gibt. Wie gesagt, mir ist klar, dass es längst nicht so einfach ist, wie Volker Beck früher meinte. Von wegen, einfach hingehen und den überheblichen Wessi spielen, der den zurückgebliebenen Russen die Demokratie vor Augen führt. Aber was das Herumgeeiere von Markus Ulrich aussagen soll, erschließt sich mir beim besten Willen auch nicht.

Schwule Politiker - In Osteuropa fällt ein Tabu

Im Osten gelten Schwule oft als Exoten im Politikbetrieb. Ein polnischer Bürgermeister und der lettische Außenminister geben der Szene Hoffnung – Privates wird politisch. 
von Alice Bota

Zwei Nachrichten am Rande, die ihre ganz eigene Geschichte geschrieben haben: In Polen wurde zum ersten Mal ein offen schwul Lebender zum Bürgermeister gewählt. Die Stadt Słupsk wird nun von einem Schwulen regiert, der als Aktivist für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen bekannt ist und einer der ersten polnischen Politiker war, die auf der Gleichheitsparade in Warschau mitliefen. In Lettland schrieb ein paar Wochen zuvor der Außenminister Edgars Rinkēvičs auf Twitter: "Ich gebe stolz bekannt, dass ich schwul bin ... Euch allen viel Glück." Der Zeitpunkt für den Tweet schien überlegt gewählt: Er schrieb die Sätze einen Tag nach seiner offiziellen Ernennung als Außenminister.

Beide Politiker sind etwa gleich alt (Biedroń 38, Rinkēvičs 41), beide stehen für eine Generation von Männern, die ihr Schwulsein nicht mehr bedingungslos verstecken wollen, in der das Schwulsein aber auch nicht selbstverständlich ist. Und beide verkörpern in ihren Ländern, jeder auf seine Weise, nun eine enorme Hoffnung für Schwule.

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Stolpersteine für Franz Joseph Koch und Wilhelm Erdmann

In Bochum und Witten werden ab Mittwoch (10. Dezember) zwei weitere Stolpersteine an die Verfolgung schwuler Männer während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft erinnern.

Der Stolperstein für Franz Joseph Koch wird um 9 Uhr in Bochum (Hermannshöhe 38) verlegt, der Stolperstein für Wilhelm Erdmann am selben Tag in Witten (Breite Straße 40). Initiiert wurde die Verlegung vom schwul-lesbischen Beratungszentrum Rosa Strippe.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des in Köln lebenden Künstlers Gunter Demnig. Es handelt sich um kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberfläche eine beschrifteten Messingplatte angebracht wird. Auf dieser befindet sich der Name eines Menschen, der während der NS-Zeit ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurde. In zehn Ländern Europas gibt es bereits rund 40.000 Erinnerungssteine.


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Moraltheologe Goertz verlangt Neubewertung

Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz hat sich für eine neue Sicht von Homosexualität in der katholischen Lehre ausgesprochen. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) habe der Sexualität eine eigene sittliche Würde zuerkannt und sie von einer "Fixierung auf die Zeugung von Nachkommenschaft" abgekoppelt, erläuterte Goertz in einem Interview der österreichischen Wochenzeitung "Die Furche".

Demnach gebe es auch Möglichkeiten, Homosexualität "im Hinblick auf gleichgeschlechtliche Lebens- und Liebesgemeinschaft moralisch zu respektieren und anzuerkennen". Inzwischen sei akzeptiert, "dass es die homosexuelle Orientierung als natürliche Normvariante gibt", so der Theologe. Bei deren Bewertung komme es nicht auf das "vermeintlich Natürliche", sondern auf das "Humane der Sexualität" an. In der katholischen Kirche gehe man allerdings "noch nicht den Schritt, zu sagen: Auch diese Form einer Lebens- und Liebesgemeinschaft realisiert Werte, kann eine soziale Bereicherung sein". Dabei gelte die "einfache Wahrheit: Nicht nur Heterosexuelle sehnen sich nach Liebe".

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Kommentar Andy

Ich denke, die Welt wird sich so oder so weiterdrehen. Wenn die katholische Kirche weiterhin daran festhält, Homosexuelle auszuschließen, dann wird die Entwicklung der Gesellschaft eben ohne diese Religion  weitergehen. Die christlichen Kirchen haben jetzt schon mit drastischen Austrittsquoten zu kämpfen.

Zwiespalt in der Kirche: schwule Geistliche und Homo-Hetze

Für viele Gläubige sind Religion und Homosexualität nicht vereinbar. In unserem Kulturkreis spielen die drei Religionen, die ihren gemeinsamen Ausgangspunkt bei dem Patriarchen Abraham sehen, die größte Rolle: Christentum, Islam und Judentum. In ihren Gründungsurkunden und den davon ausgehenden Traditionen der Geistlichen verurteilen sie alle die gleichgeschlechtliche Liebe als „schwere Sünde“, „Unzucht“ oder „Abscheulichkeit“. Die religiöse Lehre interpretiert die Stellen zur Homosexualität aus der Bibel, dem Koran oder der Thora nach eigenem Gefallen mit einem fundamentalistischen Blickwinkel. Die Gesellschaft wird stark von den geistlichen Strukturen beeinflusst und die Religion und ihre Lehre sind maßgebend an der Bildung der öffentlichen Meinung der Bevölkerung beteiligt. So sind vor allem die drei großen Religionen und ihre Positionen zur Homosexualität in den letzten Jahrhunderten untrennbar mit der Tatsache verbunden, dass Homosexualität nach wie vor dämonisiert wird und im kollektiven Geschichtsgedächtnis homosexueller Männer das Verfolgtsein eine große Rolle spielt.

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