Kurz vor dem US-Start verteidigt Roland Emmerich seinen Film
gegen Vorwürfe aus der Community, während Kritiker fast einhellig die
Nase rümpfen.
Von Dennis Klein
Während sich deutsche Cineasten noch bis zum 19. November gedulden
müssen, läuft der Historienfilm "Stonewall" am Freitag in Nordamerika
an. Bereits im Vorfeld hatte das Herzensprojekt des schwäbischen
Regisseurs Roland Emmerich über den New Yorker Aufstand der
LGBT-Community gegen Polizeigewalt 1969 Kontroversen ausgelöst.
Kritisiert wurde nach der Veröffentlichung eines Trailers, dass der Film
hauptsächlich weiße Schwule zeige, aber transsexuellen Frauen, Lesben
und "Persons of Color", also Nicht-Weißen, nur Nebenrollen zuschreibt –
während diese bei dem echten Aufstand eine große Rolle spielten (queer.de berichtete). Das führte sogar zu Boykottaufrufen.
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Kommentar Andy
Also mal ehrlich, was die Kritiker dem Film
vorwerfen ist mit unverhältnissmäßig und unehrlich noch nicht einmal
ansatzweise umschrieben. Ich meine, bei Filmen wie Titanic hat sich doch
auch niemand daran gestört das die Handlung frei erfunden war und sich
in Wahrheit höchstwahrscheinlich ganz andere Dinge abgespielt haben.
Emmerich hat nie davon gesprochen lediglich eine Dokumentation zu
produzieren. Mal ganz davon abgesehen das die Menschen immer versucht
sind im Nachhinein in solche, mitlerweile geschichtsträchtigen
Ereignisse, weit mehr hinzu zu dichten als es sich tatsächlich
abgespielt hat.
So weit mir bekannt ist, lassen sich die genauen Abläufe ohnehin nich
mehr hundertprozentig rekonstruieren. Stellt sich die Frage, kommt es
darauf überhaupt an? Wem interessiert es denn wer nun den ersten Stein
geworfen hat?
Meine Güte, Stonewall ist halt ein Film. Und natürlich müssen bei einen
Film die Dinge anders laufen als bei einer reinen Dokumentation.
Zumindest wenn das Ganze nicht in gähnende Langeweile enden soll.
Und überhaupt, was wissen heutige Kritiker denn schon von der muffigen
Spießigkeit der fünfziger, sechziger Jahre? Viele Dinge die man dem Film
vorwirft sind einfach falsch. Man darf eben nicht den Fehler machen,
die Vergangenheit mit dem Wissen von heute beurteilen. Bspw. ging es für
die Schwulen bei der sexuellen Revulution in den sechziger Jahren in vielen Ländern
grösstenteils eben nicht um Geilheit und öffentlichen Sex sondern
allenfalls darum, bspw. nicht mehr ins Gefängnis zu müssen. Das machen sich viele Menschen heute gar
nicht mehr klar.
Sind wir doch mal ganz ehrlich, die allermeisten Menschen haben von Stonewall nicht den leisesten Schimmer. Das beginnt bei all den Schwulen und Lesben die den CSD-Paraden immer wieder vorwerfen, sie wäre zu wenig poltische Demonstration und geht bis hin zu den vielen Millionen Heteros die über das Warum und Weshalb des schwulen Rummels erst recht keine Ahnung haben. Wir sollten froh und dankbar darüber sein, dass sich überhaupt ein Regiseur gefunden hat, dieses Thema in die Kinos zu bringen.
Ich denke, warten wir doch einfach mal ab bis der Film hier in Deutschland läuft und dann sehen wir weiter.