Mittwoch, 29. Januar 2014

Interview mit dem Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Michael Vesper

"Diese Diskussion darf kein Strohfeuer sein"

Der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, findet die Debatte über Homophobie in Russland gut. Zum Reden drängen mag er niemanden

Michael Vesper (61) ist seit der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) 2006 dessen Generaldirektor. Nach 2008 und 2010 wird er bei den Winterspielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) zum dritten Mal Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft sein.




Kommentar Andy

Was für eine Heuchelei. Ohne die Olympischen Spiele würde angeblich niemand über das russische "Propaganda-Gesetz" sprechen? Na wenn schon. Mit Olympia findet die Diskussion doch auch nur in den westlichen Ländern statt, während sich in Russland mal wieder alle einig sind und zwar quer durch alle Parteien der Duma und von Putin bis zu den Bürger auf der Straße. Zumindest bekommt man diesen Eindruck überall vermittelt.

Michael Vesper: "Vergessen wird in dieser Debatte leider oft: Für die Sportler ist Sotschi der Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere, sie wollen dort ihre beste Leistung abrufen. Dass sie sich darauf konzentrieren, sozusagen mit Tunnelblick, finde ich legitim." 
Das man bloß nicht die Sportler vergisst. Die Menschen in Russland? Wem interessieren die schon. Aber die Sportler sind ja der gesamte Dreh- und Angelpunkt überhaupt. Was sind schon Menschenrechte gegen die lange Vorbereitungszeit der Sportler. 
Mal ehrlich, was ist denn an Sport so viel anders, dass Herr Vesper meint, Sport bräuche gewissermaßen keine verpflichtenden moralischen Werte, denen er sich unterzuordnen hat. Es ist mal wieder der uralte Trick den Herr Vesper anwendet. Wir haben doch schließlich Poltiker die sich mit sowas beschäftigen können. Wie schön, dann brauchen wir das ja nicht mehr zu tun und können uns zurücklehnen und ausruhen. Wenn in der Poltik womöglich der Wille zum Handeln fehlt, ist das ja schließlich nicht unser Problem. Ich nenne so was Demokratie auf dem Kopf gestellt. Demokratie muß von den Bürgern ausgehen und nicht umgekehrt. Wenn der Sport keinerlei Verantwortung übernehmen kann und möchte, mit welchen Argumenten kann man Verantwortung seitens der Poltik erwarten.
Michael Vesper: "Aber Umfragen belegen immer wieder, dass die Menschen sich freuen, wenn deutsche Athleten erfolgreich sind. Diese Erfolge heben die Stimmung in der Gesellschaft. Und im Sport wird das Streben nach Leistung anerkannt wie in wenigen anderen Bereichen. Der Sport produziert Vorbilder und Idole. Letztlich führt ein erfolgreicher Spitzensport dazu, dass mehr Menschen, vor allem Kinder, mehr Sport treiben. Das trägt zur Wertebildung, Werteerziehung bei, zu Gesundheitsförderung, Integration, Inklusion. Das alles funktioniert nirgendwo sonst so gut wie im Sport. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen einem erfolgreichen Leistungssport und der Basis des Sports. Erfolg im Sport schafft ein Klima, in dem die Menschen Sport treiben."
Ich halte diese Aussagen für völligen Blödsinn. Nichts aber auch gar nichts davon ist wahr. Diese Antwort hätte auch von einen ehemaligen DDR-Sportfunktionär stammen können. In kaum einen anderen Land der Erde wurde Leistungssport so hoch bewertet wie in der DDR. Aber der Sport beschränkte sich ausschließlich auf den Spitzensport. Breitensport war in der Bevölkerung so gut wie gar nicht vorhanden. Ja es gab noch nicht einmal das Bewußtsein, Sport als Mittel zur Gesundheit und Wohlbefinden zu begreifen. Im Gegenteil, Leistungssport hatte schon immer mit Verzicht und gesundheitliche Belastung bis hin zu bleibender Schädigung des Körpers zu tun als mit Gesundheitsförderung. Wie gesagt, wir reden vom Spitzensport und nicht normaler sportlicher Betätigung. Und wer weiß denn schon wie viele Sportler im Ringen um Plätze und Medaillen auf der Strecke geblieben sind, wie viele Jugendliche bereits in jungen Jahren ihre Sportkarriere beenden mußten, bevor sie richtig begonnen hatte. Wer kennt schon die unzähligen Namen derer, die es nicht schaffen auf den ersten drei Plätzen zu landen. Kein einziger Bürger wird plötzlich anfangen Sport zu treiben, nur weil einige Leistungsportler es auf die vordersten Plätze schaffen.

Im Übrigen geht mir ehrlich gesagt die Verklärung des Leistungssportes auf den Zeiger. Denn eigentlich handelt es sich doch größtenteils um Berufssportler. Das ist  ihr Job und nichts weiter. Die Zeit, wo ein Harry Glaß bis frühmorgends mit seinen Freunden feiern konnte und nur wenige Stunden später mit dem ersten Sprung eine neue Schanze eingeweiht hat, dürften lange vorbei sein. Der heutige Hochleistungssport ist viel zu abgehoben und dürfte rein gar nichts mehr mit den Sport aus früheren Tagen zu tun haben.   




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen