Montag, 10. März 2014

Tierisch schwul

Es hat ein paar Vorteile, schwul zu sein als Löwe oder Geier, als Schaf oder Schwan. Der Anteil homosexueller Tiere liegt bei manchen Arten bei zehn Prozent
Zwei Geier leben im Zoo von Jerusalem, sie heißen Doschik und Jehuda. Beide männlich, beide schwul und einander derart zärtlich zugetan, dass die Zoodirektorin sich zu etwas durchrang, was man einen Tabubruch nennt: Sie schob dem gleichgeschlechtlichen Paar, zur Abrundung ihres Lebensglücks, ein brutwarmes Geierei unter. Und siehe da: Sorgfältig pflegten die beiden Geier-Männer das Ei, sie brüteten es aus, das Küken schlüpfte nach wenigen Wochen.
Das weltweit erste offiziell schwule Geierpaar mit adoptiertem Ei führte die orthodox jüdische Gemeinde in Jerusalem vor ein Problem: Für ultrastrenggläubige Juden ist Homosexualität eine Sünde, auch wenn sie sich natürlich und unter Tieren ergibt, die kein Glaubensbekenntnis abgelegt haben. Es brach Streit aus unter den Rabbinern der Stadt: War der Anblick von Doschik und Jehuda samt ihrer Brut religiös zumutbar? War der Zoo zu ächten und zu meiden?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen