Montag, 24. März 2014

Axel Hacke über Sexualität und Natürlichkeit

Homosexualität sei unnatürlich, heißt es immer wieder. Beim Blick ins Tierreich ergibt sich ein anderes Bild, was zu der Frage führt, ob der katholische Priester wohl etwas von Delfinen und nubischen Steinböcken lernen kann.
Von Axel Hacke  

In Grzimeks Enzyklopädie las ich über den Nubischen Steinbock: »Während der Brunftzeit haben die hochgradig erregten Böcke gelegentlich spontane Samenergüsse und können mit der Penisspitze im Mund onanieren.«

Da schau her, dachte ich: Steinbock, du Nubischer! Wer hätte dir erstens Masturbation, zweitens solche Gelenkigkeit zugetraut? Andererseits: Man hätte bei etwas Nachdenken selbst drauf kommen können, dass manuelle Selbstbefriedigung bei Huftieren schwierig ist, selbst beim Bären wird sie überschätzt. »Der Kragenbär, der holt sich munter, / einen nach dem andern runter«, schrieb Robert Gernhardt. Doch werden Zoologen nicht müde zu versichern, dass auch der Kragenbär die Schnauze zu Hilfe nehme, wenn ihm danach sei, eine Praxis, die mitteleuropäischen Männern in der Regel nur nach ausgiebigem Besuch ihrer Volkshochschul-Wirbelsäulengruppe offen steht. 


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