Freitag, 10. Januar 2014

Outing von Thomas Hitzlsperger

Lasst uns drüber reden!

Nie hatten es Lesben und Schwule in Deutschland so einfach wie heute. Ist da die sexuelle Orientierung überhaupt noch der Rede wert? Ja - denn gerade in Bereichen wie dem Profifußball wuchert die Homophobie. Um Normalität zu erreichen, braucht es Geschichten wie die von Hitzlsperger, Barbara Hendricks - oder dem Kollegen aus dem Nachbarbüro. 
 Ein Kommentar von Tobias Dorfer
 
Zwei Coming-outs gab es in den vergangenen zwei Wochen in Deutschland, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Das erste geschah, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, kurz vor Silvester. Da wurde der neuen Umweltministerin Barbara Hendricks die Frage gestellt, wie sie ins neue Jahr zu feiern gedenke. In Berlin, auf der Dachterrasse des Bundestags, mit im Rucksack mitgebrachten Gläsern, einer Flasche Sekt und ihrer Lebenspartnerin, antwortete die SPD-Politikerin. Es folgten ein paar wenige Tweets, dann war das Thema abgehakt und kaum jemand hatte es mitbekommen. Das ideale Coming-out: unspektakulär verpackt in einem Nebensatz. Die sexuelle Orientierung einer Ministerin wird, sofern es überhaupt registriert wird, freundlich nickend zur Kenntnis genommen.

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Homos sind genauso langweilig wie Heteros 

Für viele ist es jeden Tag eine neue Entscheidung: Rede ich oder halte ich den Mund? Stehe ich zu mir selbst oder verleugne ich mich? Jeden Tag gibt es unzählige Thomas Hitzlspergers, die diesen Konflikt mit sich austragen müssen und die keinen Lukas Podolski haben, der sie anschließend für ihre Offenheit lobt.

Für die ist das Coming-out von Thomas Hitzlsperger eben nicht gleichbedeutend mit anderen privaten Details aus dem Leben Prominenter, die das Publikum eigentlich nichts angehen. Natürlich, was wer mit wem im Bett treibt, ist in der Privatheit eigentlich ganz gut aufgehoben. Und deshalb ist es durchaus eine legitime Sichtweise, wenn Kicker-Chefredakteur Jean-Julien Beer mit seinem Magazin die Causa Hitzlsperger komplett ignoriert - mit der Begründung, in einem weltoffenen Deutschland sollten Sexualität und Religion eines Sportlers keine Rolle spielen.

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Keine Angst, wir verstehen uns

Schwul oder homosexuell? Ist es Hitzlspergers Outing oder sein Coming-out? Völlig egal! Es geht jetzt nicht um politische Korrektheit, sondern um eine befreite Debatte. 

Ein Kommentar von Ulf Lippitz

Ein deutscher Exfußballnationalspieler hat erklärt, er sei schwul. Viele Menschen haben sich daraufhin zu Wort gemeldet, von Lieschen Müller bis Angela Merkel, von Lukas Podolski bis Volker Beck. Die meisten bekundeten ihre Sympathie, einige übten sich aber auch in Medienkritik: Das Thema werde mit den falschen Begrifflichkeiten verhandelt.

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Kommentar Andy

Ich finde in der Tat den englischsprachigen Begriff "gay" sehr viel besser als schwul oder gar homosexuell. Gerade letzteres impliziert bei vielen Menschen die Annahme, es müsse sich ausschließlich um sexuelle Aktivitäten handeln. Mindestens jeder zweite Hetero stellt mir die Frage, weshalb  Schwule ihre sexuelle Orientierung nicht einfach für sich behalten können. Es ginge ja schließlich niemand etwas an was ein Mensch sexuell zu hause im Bett treibt. Meist folgen dann lange Diskussionen rund um das Thema "was bedeutet eigentlich sexuelle Orientierung". Auf jeden Fall zeigt sich, dass es für heterosexuelle Menschen, die in ihren Leben sehr viele Dinge einfach unreflektiert hinnehmen, oft sehr schwer ist, den eigentlichen Kern der Sache zu erkennen.




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