Dienstag, 28. Januar 2014

Gesetzentwurf in der russischen Duma

Russlands Regierung versucht das Sex-Tabu für alle

Nachdem Russland für seine Haltung zur Homosexualität stark kritisiert wurde, geht die Duma nun in die Offensive: In einem Gesetzentwurf drohen allen Strafen, die für Sex unter Jugendlichen "werben". 
Von Inga Pylypchuk

Bei solchen Nachrichten wird man einfach ratlos. Nach viel Kritik zum Verbot der "Propaganda von nicht traditionellen sexuellen Beziehungen unter Minderjährigen" in Russland, zeigt sich die Duma bereit, das Gesetz zu überarbeiten. Aber wie! Laut einem neuen Gesetzentwurf, verfasst von den Parteien Geeintes Russland, Kommunistische Partei und Liberaldemokratische Partei, soll nun jede Art "Propaganda" verboten werden, die eine "Priorität der sexuellen Beziehungen" aufzwingt. 




Kommentar Andy

Also zunächst einmal, sehe ich das durchaus als positive Nachricht. Zeigt es doch, dass der internationale Druck auf Russland enorm groß sein muß. Immerhin so groß, dass sich selbst nationale russische Poltiker nicht so einfach abwenden und die Probleme ignorieren können.   


Mag Russland der restlichen Welt auch um Jahrzehnte hinterher hinken, ich denke, ganz aufhalten wird man die Entwicklung wohl dennoch nicht können. Aber man kann sie verzögern. Und in Anbetracht der Tatsache das mit jeden Jahr eine weitere Generation schwuler und lesbischer Jugendlicher heranwächst, die mit ihrer sexuellen Orientierung auf Grund der gesamtstaatlich verordneten Homophobie große psychische Probleme hat, dürfte auch klar sein das die Zeit drängt. 

Um ganz ehrlich zu sein, ich sehe die Zukunft Russland alles andere als positiv. Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Sowjetunion ist in Russland eine gefährliche Mischung entstanden. Mögen im alten Sowjetsystem die Bürger auch zutiefst unfrei gewesen sein, soziale Fragen haben gewiss in all den Jahrzehnten noch nie eine derartige Rolle gespielt wie dies heute der Fall ist. Mittelpunkt und Hauptaugenmerk sämtlicher Politk war stets der einfache Bürger. Im neuen Russland ist es jedoch mit der Freiheit für viele Millionen Bürger ebenfalls nicht allzuweit her. Heute wird Freiheit fast nur über die Höhe des zur Verfügung stehenden Geldes definiert.  Und während man bei uns in Westeuropa zumindest einige Regularien hat, die es Bürgern erlauben, gegen Entscheidungen des Staates und einzelner Unternehmen vorzugehen, dürften diese in Russland schlichtweg nicht vorhanden sein. Genau wie auch in China trifft kapitalistisches Unternehmertum auf eine von Korruption und zentralistische Diktatur vorbelastete Verwaltung. Und die orthodoxe Kirche, die in der stalinistischen Ära der Sowjetunion derart an der kurzen Leine gehalten wurde, dass sie bei mehr als 95 Prozent Atheismus praktisch keine Rolle mehr spielte, sieht inzwischen ihre Chance gekommen um zu neuer Blüte aufzusteigen.

Und das russische Volk? Das sieht dabei zu und überlässt das Handeln einzelnen Politiker wie Putin, ganz wie in Zeiten der russischen Zaren. Wer es sich leisten kann, kauft sich die Freiheit einfach. Einige suchen sich ihre Freiheit in irgend welchen Nischen. Die Mehrheit des Volkes aber bleibt auf der Strecke. Wenn sich aber etwas ändern soll, dann kann dies nur durch die Mehrheit des Volkes selbst geschehen. Erst wenn die Mehrheit der Bürger auch wirklich begreifen, dass Russland von Vielfalt und Toleranz auf allen Gebieten wirklich nur profitieren kann, besteht eine Chance auf Veränderung. Bis dahin bleibt einfach nur abzuwarten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen