Dienstag, 10. Dezember 2013

Kein Besuch in Sotschi: Kreml-Politiker werfen Gauck politische Dummheit vor

Von Benjamin Bidder, Moskau
Bundespräsident Gauck wird die Olympischen Winterspiele in Sotschi nicht besuchen - und stößt damit Kreml-Chef Putin vor den Kopf. Der russische Staatschef reagiert mit eisigem Schweigen, umso deutlicher werden Kreml-nahe Politiker.

Moskau straft Bundespräsident Joachim Gauck mit demonstrativer Nichtachtung. Am Sonntag hatte der SPIEGEL berichtet, dass Gauck nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen will. Die Absage ist demnach als Kritik an Menschenrechtsverletzungen und der Drangsalierung der Opposition in Russland zu verstehen.
Wenn der Westen sonst Missstände im Osten kritisiert, dann lässt der mediale Gegenschlag meist nicht lange auf sich warten. Russische Politiker, Fernsehen und Kreml-treue Zeitungen gehen dann zur Gegenattacke über. Außenminister Guido Westerwelle kann ein Lied davon singen: Kaum hatte er den Demonstranten auf Kiews Unabhängigkeitsplatz einen Besuch abgestattet, da beklagte Russlands Premierminister Dmitrij Medwedew auch schon in einem großen TV-Interview die "Einmischung in innere Angelegenheiten". Das Staatsfernsehen sekundierte und machte sich öffentlich lustig über Westerwelles Homosexualität: Seine Leibwächter hätten den Minister hoffentlich schön warm gehalten bei der Demonstration.

Weiterlesen auf spiegel.de



Kommentar Andy

Ich frage mich ob wohl irgend jemand die Abwesenheit Gaucks in Sotschi bemerkt hätte, wenn sein Pressebüro seinen Entschluß nicht medienwirksam öffentlich gemacht hätte. Wohl eher nicht.
Zitat spiegel.de: "...Russland habe sich seit Jahren auf die Winterspiele gefreut, mahnt Robert Schlegel, Duma-Abgeordneter der Kreml-Partei "Einiges Russland". Gaucks Aktion sei "persönlich nachvollziehbar, aber politisch dumm".
Umgekehrt wird die Sache eher richtig. Gerade Gauck, der das Wort Freiheit pastoral immer und immer wieder bei jeder passenden wie unpassenden Gelegenheit in die Runde wirft als wäre es ein verbales Allheilmittel gegen jede Art von Ungemach. Sein Ruf dürfte spätestens seit Edward Snoden und der NSA-Affäre ohnehin einen derben Knacks erlitten haben. Wenn er trotz der Diskussionen rund um die Menschenrechte in Russland, auch noch zu den Olympischen Spielen fährt, wäre sein Ruf wohl endgültig dahin. Schlimm genug, dass er sich nicht für alle Menschen gleichermaßen einsetzt und Unrecht in westlichen Staaten relativiert. Wenigstens bei Olympia hat er ausnahmsweise mal Recht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen