Ich bin schwul - sag’ ich’s den Kollegen?
Homosexuelle Mitarbeiter gehören in vielen Branchen noch zu den Exoten. Oft fällt es schwer, mit dieser Sonderrolle zurechtzukommen. Und wer sich nicht rechtzeitig outet, hat den angemessenen Zeitpunkt dafür irgendwann verpasst.
Von Corinna Budras
Irgendwann wird selbst eine kleine, harmlose Legende zum Selbstläufer.
In seiner ersten Zeit als Anwalt in der internationalen
Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer hat Peter Haberrecker
seinen Partner einfach verschwiegen. Während die Kollegen in der
Mittagspause über Familie und Kinder erzählten, überging er die Details
seines Privatlebens. Statt sich wie früher als schwuler Mann zu outen,
hielt er sich lieber zurück und erweckte den Eindruck eines
lebenslustigen Singles. Schwierig wurde es meist, wenn er nach einigen
Wochen Urlaub wieder ins Büro kam. Dann wollten die Kollegen wissen, wie
es war. Mit Freunden sei er an die Nordsee gefahren, erzählte er dann,
oder auch mal ganz alleine in die Vereinigten Staaten. Alles, nur um
seinen Freund nicht erwähnen zu müssen. „Ich hatte mich in dieser Welt
eingerichtet“, erzählt der 34 Jahre alte Jurist. Zwei Jahre lang ging
das so. Dann wechselte er vom Frankfurter Büro nach München. Dort waren
die Teams kleiner, die Atmosphäre zwischen den Kollegen intimer. Das war
die Zeit, als er begann auszupacken. Erst bei dem einen, dann bei dem
anderen Kollegen. Er hat die Stimmungen getestet und die Heftigkeit der
Reaktionen. Am Ende war es ganz leicht. „Ich bin überrascht, wie
angenehm das Leben seitdem ist“, sagt er und lacht.
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