Singen für mehr Rechte
Zagreb – In Kroatien tobt seit dem Referendum gegen die Homoehe ein Kulturkampf. Le Zbor, ein lesbischer Chor, lässt sich nicht einschüchtern.
Sechs junge Frauen stehen in der Oberstadt auf dem
kleinen Platz vor dem Parlament und blicken forsch in die Kamera. Sie
tragen schwarze Knie- und Ellenbogenschoner, nachtblaue Schutzwesten und
auf dem Kopf Baretts. Fast wie echte Polizistinnen sehen sie aus, nur
dass statt Pistolen Bananen aus Styropor in ihren Gürteln stecken. Vor
sich halten sie ein Banner, mit dem sie gegen Homophobie demonstrieren.
Ein Polizist kommt vorbei, macht Notizen, lässt sich Ausweise zeigen.
Die
Frauen kümmert das nicht, Polizeikontrollen sind sie gewohnt. Sie sind
Mitglieder von Le Zbor (kroat. Zbor = Chor), dem ersten und einzigen
lesbisch feministischen Frauenchor Südosteuropas. Sie scherzen, posieren
vor ausländischen Touristen. Die Szene ist einige Monate her. Damals
glaubten sie noch nicht, dass der Volksentscheid gegen die Homoehe
tatsächlich stattfinden würde, zu dem die von der katholischen Kirche
unterstützte Initiative „Im Namen der Familie“ fast 750.000
Unterschriften sammelte. Immer noch hatte die linke Regierung die
Möglichkeit, das Verfassungsgericht entscheiden zu lassen, ob das
Referendum rechtens sei. Es war der Hauch einer Chance, an dem sich die
Frauen festhielten.
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