Dienstag, 10. Dezember 2013

SP fordert Sotschi-Boykott vom Bundesrat

von S. Hehli/C. Alabor
Die Deutschen gehen voran – nun soll auch der Bundesrat auf eine Reise an die Olympischen Spiele verzichten. Dies, weil Russland Homosexuelle und Oppositionelle drangsaliert.

Joachim Gauck wird im Februar nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen – der deutsche Bundespräsident protestiert damit implizit gegen Menschenrechtsverletzungen in Russland und die Drangsalierung der russischen Opposition durch die Regierung Putin. Besonders in der Kritik steht Russland wegen seines Umgangs mit Homosexuellen, gegen die das Regime mit harschen Gesetzen vorgeht. 

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Kommentar Andy
Zitat 20min.ch: FDP-Aussenpolitikerin Christa Markwalder hält wenig davon, die Spiele zu verpolitisieren. Durch Boykotte erreiche man wenig. «Es ist besser, miteinander zu sprechen», sagt Burkhalters Parteikollegin. Die Olympischen Spiele sollten etwas Völkerverbindendes sein – und seien dementsprechend die falsche Plattform, um Menschenrechtsverletzungen anzusprechen. «Diese Kritik lässt sich über andere Kanäle besser anbringen», so Markwalder – etwa beim direkten Austausch mit den russischen Behörden oder im Europarat.
Ja sicher doch. Und anschließend fassen wir uns an den Händen, tanzen alle Ringelreihen und bemalen uns gegenseitig mit Fingerfarben wie die Blumenkinder der sechziger Jahre. Natürlich sollten die Olympischen Spiele etwas Völkerverbindendes sein. Aber so etwas geht nun einmal nicht mit einen Land, das die Demokratie dermaßen mit Füßen tritt. Da hilft auch nicht "miteinander zu sprechen". Russland hat bereits unverständlich klargemacht, dass jegliche Diskussionen als Einmischung in innere Angelegenheiten betrachtet werden. Und wie wenig letztlich dabei herauskommt kann man außerdem beim Beispiel der Olympischen Spiele in Peking sehen. 

Es wird allerhöchste Zeit das das IOC die Vergabepraxis der Olympischen Spiele ernsthaft überdenkt. Darüber sollte man miteinander sprechen. Mit Diktaturen lässt sich der Gedanke von Olympia jedenfalls nicht vermitteln.

sotschi-2014.RU

Kommentar: Boykott aus Toleranz?

Wenn man aktuell so durch die Sozialen Netzwerke rast und Kommentare zu Gaucks Russland-Absage ließt, könnte einem schon alleine dann schlecht werden, wenn man Russen (außer aktiven und unterdrückten Oppositionellen natürlich) nicht per se für verwerfliche Untermenschen hält. Haben sie doch wirklich mehrheitlich andere Einstellungen und Meinungen, als der linksliberale aufgeklärte Bürgerliche aus Deutschland mit stets gestrecktem moralischen Zeigefinger. Und das darf nicht sein. Nur was wir denken, ist richtig und das Maß der Welt. 

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Kommentar Andy

Ich beschäftige mich gern mit Meinungen und Kommentaren, auch oder gerade wenn sie meiner eigenen Auffassung der Dinge widersprechen. Zum Teil hat der Kommentator ja Recht mit den Vorwürfen. Bei Menschenrechtsverstößen aus den Vereinigten Staaten reagiert Herr Gauck tatsächlich nicht einmal ansatzweise so energisch wie im Fall Russland. Selbst Abhörskandale entlockten ihn bisher allenfalls ein paar gestammelte Worte in der Art wie "find ich jetzt nicht so toll". 

Kein Besuch in Sotschi: Kreml-Politiker werfen Gauck politische Dummheit vor

Von Benjamin Bidder, Moskau
Bundespräsident Gauck wird die Olympischen Winterspiele in Sotschi nicht besuchen - und stößt damit Kreml-Chef Putin vor den Kopf. Der russische Staatschef reagiert mit eisigem Schweigen, umso deutlicher werden Kreml-nahe Politiker.

Moskau straft Bundespräsident Joachim Gauck mit demonstrativer Nichtachtung. Am Sonntag hatte der SPIEGEL berichtet, dass Gauck nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen will. Die Absage ist demnach als Kritik an Menschenrechtsverletzungen und der Drangsalierung der Opposition in Russland zu verstehen.
Wenn der Westen sonst Missstände im Osten kritisiert, dann lässt der mediale Gegenschlag meist nicht lange auf sich warten. Russische Politiker, Fernsehen und Kreml-treue Zeitungen gehen dann zur Gegenattacke über. Außenminister Guido Westerwelle kann ein Lied davon singen: Kaum hatte er den Demonstranten auf Kiews Unabhängigkeitsplatz einen Besuch abgestattet, da beklagte Russlands Premierminister Dmitrij Medwedew auch schon in einem großen TV-Interview die "Einmischung in innere Angelegenheiten". Das Staatsfernsehen sekundierte und machte sich öffentlich lustig über Westerwelles Homosexualität: Seine Leibwächter hätten den Minister hoffentlich schön warm gehalten bei der Demonstration.

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Kommentar Andy

Ich frage mich ob wohl irgend jemand die Abwesenheit Gaucks in Sotschi bemerkt hätte, wenn sein Pressebüro seinen Entschluß nicht medienwirksam öffentlich gemacht hätte. Wohl eher nicht.
Zitat spiegel.de: "...Russland habe sich seit Jahren auf die Winterspiele gefreut, mahnt Robert Schlegel, Duma-Abgeordneter der Kreml-Partei "Einiges Russland". Gaucks Aktion sei "persönlich nachvollziehbar, aber politisch dumm".
Umgekehrt wird die Sache eher richtig. Gerade Gauck, der das Wort Freiheit pastoral immer und immer wieder bei jeder passenden wie unpassenden Gelegenheit in die Runde wirft als wäre es ein verbales Allheilmittel gegen jede Art von Ungemach. Sein Ruf dürfte spätestens seit Edward Snoden und der NSA-Affäre ohnehin einen derben Knacks erlitten haben. Wenn er trotz der Diskussionen rund um die Menschenrechte in Russland, auch noch zu den Olympischen Spielen fährt, wäre sein Ruf wohl endgültig dahin. Schlimm genug, dass er sich nicht für alle Menschen gleichermaßen einsetzt und Unrecht in westlichen Staaten relativiert. Wenigstens bei Olympia hat er ausnahmsweise mal Recht.

Weißrussland: Übergriff auf schwulen Aktivisten

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat eine Briefaktion gestartet, um auf Gewalt gegen einen weißrussischen LGBT-Aktivisten hinzuweisen.

Der schwule Aktivist Ihar Tsikhanyuk war im Februar 2013 wegen eines Magengeschwürs in stationärer Behandlung, als zwei Polizeibeamte das Krankenhaus betraten und den geschwächten Mann abführten. Er soll von Beamten mehrfach geschlagen, beleidigt und bedroht.

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Ich bin schwul – na und?

Ein junger Türke aus Schwäbisch Gmünd hat sich geoutet – und trifft auf Widerstände
Murat Ayegbetin* ist 16 Jahre alt. Seine Eltern kommen aus der Türkei. Im Januar hat er sich als homosexuell geoutet. Jetzt lebt er alleine, von seiner Familie getrennt und geht arbeiten. Wie ist er mit seiner Situation umgegangen, und wie sieht sein Leben jetzt aus?

Schwäbisch Gmünd: „Dass ich schwul bin, hab’ ich schon mit zwölf gewusst. Es war einfach eine Anziehung zu den Jungs da, die es bei Mädchen so nicht gab.“ Murat hat eine große Familie mit vier älteren Geschwistern, die alle sehr religiös sind. Seine Familie habe nicht bemerkt, dass er sexuell anders orientiert ist. Nur seine Schwester habe wohl etwas geahnt: „Sie hat es sich wahrscheinlich schon gedacht, aber gesagt hat sie nichts.“ Dass sie es bemerkt habe, liege daran, dass sie ihn am besten kenne, weil sie sich sehr ähnlich sind.
„Angefangen hat alles im Januar“, sagt Murat. Dann ist er drei Mal von zu Hause weggelaufen. Das erste Mal verschwand er für zwei Wochen. Er wandte sich ans Jugendamt, er wurde in einer Einrichtung untergebracht. Anfangs wusste seine Familie nicht, wo er ist, doch das Jugendamt gab ihr Bescheid. Natürlich stellte sich die Familie auch die Frage, warum er weggelaufen war, und seine Schwester warf zum ersten Mal in die Runde, dass er „schwul“ sein könnte – Murat outete sich.



130 Homo-Paare geben sich das Jawort

Am Sonntag wurden in Rio de Janeiro die ersten amtlichen Homo-Ehen geschlossen. Es ist ein politischer Sieg für die Gay-Community in Brasilien.

Mit einer Massenhochzeit in Rio de Janeiro haben die Homosexuellen in Brasilien am Sonntag einen grossen Etappensieg gefeiert. 130 gleichgeschlechtliche Paare gaben sich bei der Zeremonie das Jawort.
Für die Homo-Ehe gibt es in Brasilien keine gesetzliche Regelung. Die Justizbehörden befanden jedoch schon vor Monaten, dass die Gleichgeschlechtlichen nicht darauf warten müssten, bis der Gesetzgeber eine Neuregelung beschliesse.

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Konzert-Video: Elton John verurteilt Russlands Umgang mit Homosexuellen

Bei einem Konzert äußert Elton John scharfe Kritik an Russlands Gesetz gegen „Homosexuellen-Propaganda“. Verfechter des Gesetzes protestierten gegen den Sänger.

Elton John nutzte sein Konzert in Moskau diese Woche, um sich scharf gegen den Umgang Russlands mit den Rechten von Homosexuellen auszusprechen. Der britische Popstar (66) sei „tieftraurig“ über das umstrittene Gesetz gegen „Homosexuellen-Propaganda“, das Mitte diesen Jahres von Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnet wurde.

Schule und Homosexualität

"Herr Lehrer, sind Sie wirklich schwul?" 

Schwuchtel ist ein gängiges Schimpfwort an Schulen, Homosexualität wird dort eher diskriminiert statt thematisiert. Offen schwule Lehrer könnten dabei helfen, mehr Toleranz zu vermitteln. Doch ein Outing birgt Risiken für die Pädagogen. 

Von Johann Osel und Carsten Janke
 
Seine beiden Leben sollen sich nicht vermischen, auf gar keinen Fall. Deswegen ist Michael stets in Habachtstellung, er selbst erkennt "Ansätze von Verfolgungswahn". Die beiden Welten, in denen sich der Enddreißiger bewegt, sind: auf der einen Seite sein Beruf als Lehrer an einer Münchner Grund- und Hauptschule, auf der anderen Seite das Privatleben, sein schwules Privatleben, seit Jahren in einer festen Beziehung.

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