Nicht geliebt – doch schweigend geduldet
Ende 2013 wurde in Indien die in der britischen Legislatur verankerte Kriminalisierung homosexueller Beziehungen erneut festgeschrieben. Der Psychoanalytiker und Schriftsteller Sudhir Kakar hat daraufhin einen Blick auf den Umgang mit Homoerotik in der altindischen Kultur geworfen.
Sudhir Kakar
Generell wahrt der klassische Hinduismus bedeutsames Schweigen, wenn es um das Thema Homoerotik geht. Im Gegensatz zur modernen Auffassung von Homosexualität, die diese als Präferenz für einen Partner oder eine Partnerin gleichen Geschlechts definiert, wurde Schwulsein im alten Indien mit atypischem geschlechtlichem oder Sexualverhalten in Verbindung gebracht. Bis heute ist die indische Einstellung zur Homosexualität teilweise durch diese tradierten Vorstellungen geprägt, gemäss denen der (passive) Homosexuelle, aber nicht unbedingt homosexuelle Aktivität ein soziales Stigma trägt. Wie im klassischen Griechenland und in diversen anderen Kulturen – in Teilen Lateinamerikas und des Nahen Ostens findet sich diese Haltung bis heute – wurde der aktive Partner in einer homoerotischen Beziehung nicht als «schwul» gebrandmarkt. Die Akzeptanz hing davon ab, was man tat – ob man aktiv oder passiv war –, aber nicht, mit wem (ob Mann oder Frau) man es tat. Der «nayaka» im Kamasutra, der durch den Mund des Masseurs sexuelle Befriedigung findet, gilt nicht als schwul, der Masseur jedoch sehr wohl.
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