Aufwachsen ist kein Kinderspiel, das lernt man spätestens auf dem
Schulhof: Bis man als junger Mensch einigermaßen mutig und selbstbewusst
durchs Leben schreiten kann, gilt es einige peinliche und mitunter
leidvolle Momente durchzustehen. Mathe-Arbeiten, Pickel, Liebeskummer.
Es ist die Zeit der großen Gefühle: Mädchen verlieben sich in Jungs –
und andersrum. Einige Mädchen vergucken sich plötzlich in ihre beste
Freundin und einige Jungs in ihren besten Kumpel. Es ist die große,
spannende Erkundungsphase. Mit Politik hat
das wenig zu tun – weil Pubertät eigentlich eine unpolitische
Angelegenheit ist. Ich schreibe: Eigentlich. Denn für russische Teenager
– und vor allem jene, die sich nicht der heterosexuellen Mehrheit
zuordnen – sieht die Sache anders aus. Seit dem 30. Juni 2013 verbietet
in Russland ein Gesetz „Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen
Beziehungen gegenüber Minderjährigen.“ – Dieser merkwürdige Titel bedarf
der Übersetzung: Unter den „nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen“
versteht der russische Gesetzgeber alle homo-, bi– oder transsexuellen
Beziehungen, als „Propaganda“ gilt jede tolerante Äußerung in der
Öffentlichkeit. Was aber hat es mit der Ergänzung „gegenüber
Minderjährigen“ auf sich? Die suggerierte Sorge um das Kindeswohl
transportiert zwei perfide Vorstellungen: Zum einen, dass Homosexualität
erworben wird. Zum anderen, dass sich jedes Kind „normalerweise“ zum
heterosexuellen Wesen entwickelt. Kurzum: Wer schwul, lesbisch liebt
oder transsexuell ist, gilt als unnatürlich und krank. Und Krankheiten
sind ansteckend.
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