Mittwoch, 4. Juni 2014

Russische LSBT-Teenager und ihr einziger Freiraum

Aufwachsen ist kein Kinderspiel, das lernt man spätestens auf dem Schulhof: Bis man als junger Mensch einigermaßen mutig und selbstbewusst durchs Leben schreiten kann, gilt es einige peinliche und mitunter leidvolle Momente durchzustehen. Mathe-Arbeiten, Pickel, Liebeskummer. Es ist die Zeit der großen Gefühle: Mädchen verlieben sich in Jungs – und andersrum. Einige Mädchen vergucken sich plötzlich in ihre beste Freundin und einige Jungs in ihren besten Kumpel. Es ist die große, spannende Erkundungsphase. Mit Politik hat das wenig zu tun – weil Pubertät eigentlich eine unpolitische Angelegenheit ist. Ich schreibe: Eigentlich. Denn für russische Teenager – und vor allem jene, die sich nicht der heterosexuellen Mehrheit zuordnen – sieht die Sache anders aus. Seit dem 30. Juni 2013 verbietet in Russland ein Gesetz „Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen.“ – Dieser merkwürdige Titel bedarf der Übersetzung: Unter den „nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen“ versteht der russische Gesetzgeber alle homo-, bi– oder transsexuellen Beziehungen, als „Propaganda“ gilt jede tolerante Äußerung in der Öffentlichkeit. Was aber hat es mit der Ergänzung „gegenüber Minderjährigen“ auf sich? Die suggerierte Sorge um das Kindeswohl transportiert zwei perfide Vorstellungen: Zum einen, dass Homosexualität erworben wird. Zum anderen, dass sich jedes Kind „normalerweise“ zum heterosexuellen Wesen entwickelt. Kurzum: Wer schwul, lesbisch liebt oder transsexuell ist, gilt als unnatürlich und krank. Und Krankheiten sind ansteckend.

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