Zwei Geier leben im Zoo von Jerusalem,
sie heißen Doschik und Jehuda. Beide männlich, beide schwul und
einander derart zärtlich zugetan, dass die Zoodirektorin sich zu etwas
durchrang, was man einen Tabubruch nennt: Sie schob dem
gleichgeschlechtlichen Paar, zur Abrundung ihres Lebensglücks, ein
brutwarmes Geierei unter. Und siehe da: Sorgfältig pflegten die beiden
Geier-Männer das Ei, sie brüteten es aus, das Küken schlüpfte nach
wenigen Wochen.
Das weltweit erste offiziell
schwule Geierpaar mit adoptiertem Ei führte die orthodox jüdische
Gemeinde in Jerusalem vor ein Problem: Für ultrastrenggläubige Juden ist
Homosexualität eine Sünde, auch wenn sie sich natürlich und unter
Tieren ergibt, die kein Glaubensbekenntnis abgelegt haben. Es brach
Streit aus unter den Rabbinern der Stadt: War der Anblick von Doschik
und Jehuda samt ihrer Brut religiös zumutbar? War der Zoo zu ächten und
zu meiden?
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