Frankreich:
Mit neuartigen Schulbüchern will die Pariser Regierung gegen
Geschlechterklischees vorgehen. Nun tobt ein Kulturkampf im Land
Nackedeis, wohin man schaut: Die
Klassenlehrerin lässt die Hüllen fallen, genau wie die Kantinenfrauen,
der Zauberer, der Babysitter und ein Minister. Dick, dünn, alt und jung,
dunkelhäutig, weiß, behaart und kahlköpfig. Das Kinderbuch Alle nackt
(Tous à poil) zeigt in realistischer, aber kindgerechter Ästhetik, wie
sich Männer, Frauen und Kinder ausziehen. „Wir wollen klarmachen, dass
alle Menschen unterschiedlich sind“, sagt Illustrator Marc Daniau. Auf
humorvolle und originelle Weise könne man Kindern einen natürlichen
Umgang mit dem eigenen Körper, mit Nacktheit vermitteln, glaubt er.Daniaus Buch aus dem Jahre 2011 führte bislang ein geruhsames Dasein in einigen Kinderzimmern und Bibliotheken, bis es über Nacht in ganz Frankreich bekannt wurde. Es landete dort auf Platz eins der meist verkauften Bücher bei Amazon und ist mittlerweile vergriffen. Diesen verspäteten Ruhm verdankt das Buch seinem bekanntesten Kritiker: Der Parteivorsitzende der konservativen Partei UMP, Jean-François Copé, hatte es während einer Fernsehdebatte als warnendes Beispiel ins Bild gehalten: „Als ich das sah, geriet mein Blut in Wallung. (...) Die nackte Klassenlehrerin... na, das ist besonders gut für die Autorität unserer Lehrer! Es ist an der Zeit, dass man in Paris wieder wahrnimmt, was gerade in diesem Land geschieht!“
Weiterlesen auf www.freitag.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen