Freitag, 2. Mai 2014

Homosexualität in Syrien

Ein Tänzer auf der Flucht

Rami war die Diva der syrischen Schwulenszene. Bis er deswegen vertrieben wurde
von Andrea Böhm

Tanzen und kämpfen hat Rami früh gelernt. Mit elf, zwölf Jahren stand er zu Hause in Damaskus vor dem Spiegel, wiegte die Hüften, ließ das Becken kreisen, träumte vom Applaus, den berühmte Bauchtänzerinnen bekamen. Ein Junge, der tanzt und sich schminkt – eine Schande, sagte der Vater und verbrannte Ramis "unmännliche" T-Shirts, seine Mascara – und die Kajalstifte. "Eine Schwuchtel", sagten die Klassenkameraden in der Schule. Wann immer er es hörte, schlug er zu. "Du musst dich sofort wehren", sagt Rami, "sonst wird es schlimmer."

Er ist heute 42 Jahre alt und lebt im Exil in Beirut, ein kleiner, drahtiger Mann mit viel Energie und enormem Mitteilungsdrang. Sein Haar, kurz geschoren, gibt Geheimratsecken frei, zu unserem Treffen trägt er Jeans und Kapuzenpulli. Nichts an seinem Äußeren lässt den Bauchtänzer erahnen, der in syrischen Nachtclubs aufgetreten ist und durch verschiedene Städte in Asien tourte. "Ich war berühmt", sagt er. Nicht nur als Diva, sondern auch als "Mama in der Schwulenszene".

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