Donnerstag, 13. Februar 2014

Russland und die Homosexualität

Im Duschraum mit nackten Riesenfrauen
Wer etwas für die Rechte von Homosexuellen tun will, sollte in Russland klein anfangen. Westliche Schrillheit hilft hier nicht weiter. Ein Plädoyer für Wandel durch Annäherung. 

Von Jüri Reinvere





Auch wenn ich mir einigermaßen vorstellen kann, worauf


Wo zum Henker, sollen eigentlich diese "positiven und ruhigen" Bilder herkommen, wenn nicht vom Westen Europas? Russland selbst fällt auf Grund des neuen Propaganda-Gesetzes ja schon mal vollkommen weg. Genau darum geht es ja, das ist doch der ganze Dreh- und Angelpunkt des Ganzen. Leute wie Putin sind viel zu schlau um nicht zu wissen, dass die Zeit wo man Homosexualität einfach per Gesetz verbieten konnte, vorbei sind. Dafür sind die Verlockungen der Globalisierung und des Internet einfach viel zu groß. Deshalb entschied man sich in Russland für etwas sehr viel Wirkungsvolleres. Man verbietet jegliche positive Darstellung und damit jegliche Aufklärung, jegliche Diskussion in Bezug auf Homosexualität. Mit diesen Gesetz kann in alle Zukunft jeglicher Versuch die sexuelle Orientierung zu thematisieren bestraft und somit unterbunden werden.

Das ist doch der eigentliche Kern des Verbotes. Wo sonst sollen denn diese posiven Bilder herkommen? Etwa von verängstigten Schwulen, die, wenn sie ernom großes Glück (und sehr viel Geld) haben, einen der wenigen schwulen Clubs besuchen? Genau das Problem gab es doch früher auch in Deutschland. Schwule und Lesben wurden vom gesamten öffentlichen Leben komplett ausgesperrt. Übrig blieb ihnen ein Leben in Heimlichkeit und der Sex. Und gerade Letzterer taugt nun wahrlich nicht für ein positives und ruhiges Bild für unaufgeklärte Heteros, deren geistiger Horizont in Bezug auf die sexuelle Orientierung etwa auf dem gleichen Stand eines mittelalterlichen Bauern steht.
Ich wuchs im sowjetischen Estland auf, ohne zu wissen, dass man aufgrund des homosexuellenfeindlichen Gesetzes eingesperrt werden konnte. Die schwulen Männer und lesbischen Frauen, die es in Tallinn gab, lebten zwischen den anderen. Als ich später in Publikationen las, jenes Gesetz sei für mein Land und Leute wie mich traumatisch gewesen, habe sie beengt, beleidigt und niedergemacht, da konnte ich mich in diesen Texten nicht wiederfinden.
Ähm, Moment. An dieser Stelle muß ich mal korrigieren. Schwule und Lesben konnten nur deshalb unter der normalen Bevölkerung leben, weil sie ihre sexuelle Orientierung ganz einfach geheim hielten. Ein ganz normaler Umgang wie dies bei vielen Menschen in Westeuropa glücklicherweise der Fall ist, bsw. indem man als schwuler Mann ganz selstverständlich seinen Lebenspartner vorstellt, so etwas war und ist in Russland noch zu keiner Zeit möglich gewesen.
Das braucht jedoch Zeit, Geduld und ein ganz anderes Vorgehen als das, womit sich die Homosexuellen im Westen emanzipierten. Denn es besteht ein bedeutender Unterschied: Die westliche Identität homosexueller Männer und Frauen, so, wie sie sich heute darstellt, wurde durch den Aids-Kampf geformt, durch Männer und Frauen, die relativ unabhängig von der Mehrheitsgesellschaft waren, vor allem ökonomisch.
Auch hier muß ich widersprechen. Der Kampf gegen Aids hat rein gar nichts damit zu tun, im Gegenteil. Die homosexuelle Emanzipationsbewegung begann bereits weit vor dem ersten Auftauchen von HIV und wurde von dieser Krankheit in geradezu extremer Weise zurückgeworfen. In Russland gab es aber zu keiner Weise Gleichberechtigungsbestrebungen und Themen wie HIV werden einfach koplett ignoriert. Wie so vieles Andere in diesen riesigen Land.

Als Erstes sollte man lernen, über Sexualität zu reden. Vielleicht lernen die Menschen dann, langsam, auch Homosexualität von Pädophilie zu unterscheiden. Schon ein Anfang wäre gut, aber nicht einmal der ist gemacht.
Derlei Gedanken mögen ja gut gemeint sein, dennoch sind sie falsch. Sexuelle Aufklärung hin oder her, Akzeptanz von Homosexualität kann gerade deshalb nicht funktionieren wenn man ständig die Sex-Keule schwingt.  Sexualität hat mit dem ganzen Thema nichts zu tun. Sie ist allenfalls ein kleiner Teil der sexuellen Orientierung. Die Mehrheit der Russen (und selbst einige Westeuropäer) haben dies aber überhaupt nicht begriffen und glauben, es ginge nur und ausschließlich um Sex.

Wenn überhaupt, dann kann eine Veränderung nur über das Ausland erfolgen. Wenn nach und nach russische Bürger sich zwangsläufig darüber Gedanken machen müssen, weshalb Schwule ins Amt des Bürgermeisters gewählt werden und was an diesen Leuten eigentlich anders ist. Wenn sie sehen, dass es auch konservative Kotzbrocken unter den Schwulen gibt die sich in keiner Weise von ihren heterosexuellen  Kollegen unterscheiden. Wenn mehr und mehr Russen an "positiven und ruhigen" Bildern aus den Ausland erkennen, dass es den meisten Schwulen und Lesben lediglich um ein ruhiges Leben in Liebe und Geborgenheit geht. 
Und Zeit ist leider ein Luxus den man sich bei diesen Thema einfach nicht leisten kann. Jedes Jahr kommen weitere hunderttausende Kinder in die Pupertät und erkennen ihre homosexuelle Natur, mit all den in Russland negativen Begleiterscheinungen.




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen