Von Matthias Matussek
Es war schon weit nach
Mitternacht, die Selbstkontrolle schwand zusehends, sowohl in
Maischbergers Runde zur Homosexualität ("Sollen wir umerzogen werden"?)
wie auch vor den TV-Geräten, da schnappte die Falle zu, und einer meiner
besten Freunde war als homophob entlarvt.
In der
Maischberger-Runde sprach ein Familienvater über seine Idealvorstellung
einer Verbindung: Mann, Frau, Kinder, das klassische Modell, und die gute Sandra fragte besorgt: "Sind Sie nicht der Meinung, dass diese Aussage für Schwule kränkend sein könnte?"
Kommentar Andy
Wie viele andere Berichte, geht auch dieser Kommentar am eigentlichen Kern der Sache meilenweit vorbei und, was das Schlimmste ist, er verharmlost die ganze Problematik in einer unerträglichen Weise. Es geht nämlich mitnichten darum alles gut und toll finden zu müssen. In Anbetracht der mehrere jahrtausende währenden Homosexuellen-Verfolgung, die bis ins letzte Drittel des zwanzigsten Jahrhundert in Deutschland anhielt, 2000 Jahre Menschenhaß, grausamster Folter, Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, Ausgrenzung, Diffamierung und Tod, 2000 Jahre in denen unzählige Menschen unter dem Zeichen des Christentums ihrer Liebe beraubt wurden, in Anbetracht all dieser Geschehnisse davon zu sprechen, dass man das ganze Thema langweilig und übertrieben findet ist schon ein starkes Stück Dreistigkeit.
Nein, man muss wirklich nicht alles gut finden, so etwas kann niemand. Aber weshalb kann man denn dann nicht einfach seine Klappe halten, anstatt die eigene Engstirnigkeit auch noch groß in die Welt hinauszuposaunen. Worüber regt sich Matthias Matussek eigentlich so furchtbar auf? Das es eigentlich schade ist, Schwule nicht mehr offen als Pervese verunglimpfen zu können. Was will dieser Typ denn eigentlich? Meine Güte, jeder Mensch findet manche eben Dinge gut oder schlecht. Ich hätte viel zu tun ständig die Öffentlichkeit darüber zu informieren was mir alles unheimlich auf den Zeiger geht.
Leute wie Matussek haben es immer noch nicht begriffen worum es eigentlich geht. Natürlich ist es pure Homophobie permanent Homosexualität als sexuelle Orientierung als unnatürlich zu bezeichnen. Verdammt nochmal, es gibt sie doch - die Natur hat sie doch als ganz natürliche Form der sexuellen Orientierung geschaffen. Weshalb tun manche Menschen eigentlich immer so als würden sie den großen, geheimen Plan der Natur ganz allein kennen und begreifen. Natur ist eben vielschichtig und es gibt beileibe mehr zwischen Himmel und Erde als Fressen, Saufen, Schlafen und Ficken. Die Menschheit hat sich in all den Jahrtausenden doch nicht zu dem entwicklelt was sie heute ist, weil sich Heteros einfach blind, fruchtbar drauf los vermehrt haben.
Zitat: Bei dieser Gelegenheit: Warum wird eigentlich der Sadomasochismus im Lehrplan der Baden-württembergischen Kindererziehung übergangen? Ich kenne mindestens einen, der dieser Liebesform anhängt, und der ist ein äußerst angenehmer, äußerst kluger Kollege. Wie ja übrigens auch Max Weber Sadomasochist war, der Vater der modernen Soziologie.Warum? Weil Sadomasochismus verammt nochmal eine sexuelle Vorliebe ist, die nichts aber auch gar nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun hat. Offenbar kennt Herr Matussek noch nicht einmal die einfachsten Begriffe, maßt sich aber an über Dinge wie Toleranz und Akzeptanz gegenüber Homosexualität zu schreiben.
Zitat: Was für ein Eiertanz um die einfache Tatsache, dass die schwule Liebe selbstverständlich eine defizitäre ist, weil sie ohne Kinder bleibt.Was für ein ausgemachter Schwachsinn. Erstens haben viele Schwule und Lesben durchaus Kinder, sorry aber zum Kindermachen gehört ja nun wahrlich keine besondere Eigenschaft. Schwule und Lesben können genauso Kinder zeugen wie viele andere unverheiratete Heteros. Dazu bedarf es weder der Zustimmung der christlichen Kirche noch einen Ehevertrag durch das staatliche Standesamt. Und zweitens ist schwule Liebe doch nicht defizitär wenn keine Kinder mit im Spiel sind. Immerhin entscheiden sich selbst viele Heteros ganz bewußt dafür, keine Kinder zu haben und sehr viele andere belassen es bei nur einen Kind. Manche Dinge sind einfach so wie sie sind, da gibt es nichts zu hinterfragen, zu analysieren und herumzudeuten.
Was denn für eine Polarität erleben? Was Herr Matussek als Polarität zwischen den Geschlechtern empfindet, hat doch weder was mit Schöpfung noch mit einer natürlichen Ordnung zu tun. Das sind einfach nur jahrhundertealte, in der menschlichen Gesellschaft entwickelte Geschlechterrollen die in keiner Weise mehr zeitgemäß sind. Männer sind längst nicht mehr nur die starken Jäger und Beschützer der Familie die jeden Bären in die Flucht treiben und Frauen sind auch nicht mehr nur die Gebärmaschinen, Kindermädchen, Putzhilfen und Köchinen. In vielen modernen Ehen gehen Frauen genauso einer Vollzeitarbeit nach wie ihre Männer sich um die Kinder kümmern. Wo bitte soll da eine Polarität zu erkennen sein? Meint Herr Matusek das Kinder allein deshalb traumatiesiert werden, wenn sie nicht permanent beide Geschlechter um sich herum haben?Zitat:Ich glaube nicht, dass die Ehe zwischen Männern oder Frauen gleichen Geschlechts derjenigen zwischen Mann und Frau gleichwertig ist. Punkt. Nicht, dass die Veranlagung Sünde wäre – ich glaube, der liebe Gott liebt alle seine Geschöpfe. Doch ich glaube auch an die Polarität der Schöpfung und daran, dass es für Kinder wichtig ist, diese Polarität zu erleben.Wahrscheinlich bin ich homophob wie mein Freund, und das ist auch gut so.
Zum Abschluß noch zwei Zitate die, wie ich finde, recht gut zum Thema passen:
Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.
Anatole France
Was nennen die Menschen am liebsten dumm? Das Gescheite, das sie nicht verstehen.Marie von Ebner-Eschenbach
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