Am 12.01.2013 erschien folgender Kommentar von
Sexuelle Vielfalt akzeptieren
Was geht, wenn alles geht
Soll in Schulen stärker für mehr Toleranz in Liebes- und Lebensfragen geworben werden? Entsprechende Pläne der baden-württembergischen Landesregierung haben einen Sturm entfacht. Unproblematisch sind sie wirklich nicht.
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg will die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ als Ziel im Bildungsplan 2015 festschreiben. Das klingt wie eine Nicht-Meldung. Sexualkundeunterricht gehört längst in alle Lehrpläne, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität. Homophobie auch auf vielen Schulhöfen ist ein ernsthaftes Problem, die Erziehung zu Integration und Toleranz zählt zu den schulischen Aufgaben. Dennoch haben die Pläne einen Sturm entfacht. Online-Petitionen pro und contra liefern sich einen Unterschriftenwettkampf, die Parteien streiten, die Kirchen machen mobil, manch böses Wort fällt (Indoktrination! Homophobie!).
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Kommentar Andy
Das Internet ist bekanntlich groß und täglich werden unzählige Meinungen und Kommentare veröffentlicht. Diesen jedoch kann man getrost unter der Rubrik "besonders ärgerlicher Bockmist" einordnen.
Doch worum geht es im Einzelnen.
ZitatÄhm... was ist das denn für ein Unsinn? Was hat Sadomasochismus mit der Über den Kern des Problems wird freilich kaum diskutiert. Das fängt bei der begrifflichen Unschärfe an. Denn was ist sexuelle Vielfalt? Laut einer gängigen Definition sind damit alle Formen von Sexualität gemeint, die erwachsene Menschen freiwillig miteinander praktizieren. Das jedoch umfasst nicht nur schwule, lesbische, bisexuelle und transsexuelle Lebens- und Liebesarten, sondern auch Sadomasochismus, Polygamie, Polyamorie und Inzest. sexuellen Orientierung zu tun. Antwort: Überhaupt nichts. Weshalb auch.
"Hallo!!!" *mal gegen den Kopf von Herrn klopf* "Ist hier überhaupt jemand zu Hause?"
Vielleicht sollte man Hernn Lehming tausend mal den Satz aufschreiben lassen, "sexuelle Vorlieben und die sexuellen Orientierung sind zwei grundverschiedene Dinge". Andererseits stellt sich natürlich auch die Frage, ob diese scheinbare Dummheit in Wahrheit nicht vielleicht sogar gewollt ist. Frei nach dem Motto, rücken wir Homosexualität doch einfach mal in die Schmuddelecke und tun so als ob es irgendein x-beliebiger "Schweinkram" wäre.
Fakt ist viel eher, den Begriff sexuelle Vielfalt gibt es eigentlich gar nicht. Es ist reiner Unsinn den sich möglicherweise irgend ein überarbeiteter Journalist ausgedacht hat. Wenn überhaupt, bezieht er sich ausschließlich auf die sexuelle Orientierung oder auch sexuelle Idendität. Sexualität muß allenfalls als ein Teil unter vielen anderen Aspekten der sexuellen Orientierung gesehen werden. Die Art und Ausprägung der sexuellen Aktivität ist also keineswegs Ursache sondern wird mittels der sexuellen Orientierung überhaupt erst geprägt. Wobei es keinen Unterschied zwischen Homosexualität und Heterosexualität gibt. Der Sex spielt bei beiden gleichviel oder -wenig eine Rolle. Weshalb manche Leute also immer wieder auf sexuelle Vorlieben herumreiten, ist mir völlig schleierhaft.
ZitatOk. manchmal fällt es wirklich schwer offensichtlichen Unsinn zu kommentieren. Ich versuche es trotzdem mal. Homosexualität ist eine Form der Warum muss Homosexualität akzeptiert werden, nicht aber Polygamie (sofern sie im gegenseitigen Einverständnis geschieht)? Polyamoristen etwa propagieren „offene, liebevolle, stabile sexuelle Beziehungen von mehr als zwei erwachsenen Menschen“. Was spricht dagegen? Auch das Inzestverbot lässt sich ohne Rückgriff auf tradierte Normen nur schwer begründen. Da es selbstverständlich sein sollte, dass auch behinderte Menschen ein uneingeschränktes Recht auf Sexualität haben, verbietet sich der Hinweis auf ein höheres Risiko von Erbkrankheiten.sexuellen Orientierung. Polygamie ist aber lediglich eine mögliche Form von Beziehungen. Homo-, Bi- wie auch Heterosexualität kann in monogamen oder polygamen Beziehungen gelebt werden. Beides sind jedoch grundverschiedene Dinge die nichts miteinander gemein haben. Auch der Begriff Inzest beschreibt bei Menschen lediglich sexuellen Verkehr zwischen Verwandten.
ZitatBlödsinn! In Wahrheit ist gar nicht klar und deutlich definiert, wie dieser besondere Schutz denn eigentlich aussieht. Arikel 6 Satz 1 des Grundgesetzes schreibt klar und deutlich: Hinzu kommt eine mögliche Wertekollision mit der Verfassung. Ehe und Familie sind in Deutschland durch Artikel 6 des Grundgesetzes besonders geschützt. Sie genießen als Lebensform eine normative Ausnahmerolle. Das Ideal sind also Homo- und Hetero-Ehen, die auf Familie – sprich: Nachwuchs – angelegt sind.
"Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung."
Das diese Ehe und Familie unter allen Umständen hetero sein muß, davon steht jedenfalls kein Wort zu lesen. Und im Satz 2 steht auch nichts von Nachwuchs als Ideal einer Ehe:
"Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft."
Das natürliche Recht wohlgemerkt, die "zuvörderst ihnen obliegende Pflicht" bezieht sich natürlich nur auf die "Pflege und Erziehung der Kinder" und bedeutet nicht das jedes Hetero-Ehepaar auf Teufel komm raus Kinder zeugen muß. Vor allen kann man aus "dem besonderen Schutz" nicht den Umkehrschluß ableiten, dass Lebensformen anderer sexuellen Orientierungen benachteiligt werden sollen. Mal drastisch gefragt, wenn wir morgen Homosexualität hier in Deutschland komplett verbieten würden. Ginge es irgendeinen verheirateten Heterosexuellen dadurch besser? Wäre er dann etwa mehr und besser geschützt? Was würde sich denn eigentlich an der Hetero-Ehe ändern?
Im letzten Absatz schlägt es dann endgültig dem Fass den Boden aus, denn da heißt es:
ZitatNoch dümmer gehts ja wohl nimmer. Nicht Migranten müssen sich also der deutschen Verfassung und den Regeln der Demokratie und Meinungsfreiheit stellen, nein, Herr Lehming dreht den Spieß ganz einfach um. Öffentliche Toleranz und Akzeptanz aller Muslimische und christlich-orthodoxe Gelehrte betrachten homosexuelle Handlungen in der Regel als Sünde. Das heißt, viele migrantische Heranwachsende würden durch ein Bildungsziel „sexuelle Vielfalt akzeptieren“ in einen tiefen Identitäts- und Wertekonflikt gestürzt: zwischen der häuslichen Moral, die sie von ihren Eltern lernen, und der schulischen Moral, die im Gegensatz dazu steht. sexuellen Orientierungen muß deshalb unterbunden werden, weil möglicherweise irgend ein homophober Schwarzer aus Uganda, orthodoxer Russe oder muslimischer Türke in Konflikt mit seiner Religion kommt. Tja eine Verleugnung der kulturellen Eigenständigkeit wollen wir natürlich auf keinen Fall. Ich meine, da verzichte ich als schwuler Mann doch gerne auf sämtliche Rechte und lebe mein Leben am besten als Mönch. Wenn Migranten doch ein Problem mit Homosexualität haben, ändern wir Schwule uns doch einfach und gehen am besten gleich morgen noch eine Hetero-Ehe ein. Gehts eigentlich noch bescheuerter?
Ts ts ts... Leute gibts, dass glaubt man einfach nicht.
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