Kommentar: Boykott aus Toleranz?
Wenn man aktuell so durch die Sozialen Netzwerke rast und Kommentare zu
Gaucks Russland-Absage ließt, könnte einem schon alleine dann schlecht
werden, wenn man Russen (außer aktiven und
unterdrückten Oppositionellen natürlich) nicht per se für
verwerfliche Untermenschen hält. Haben sie doch wirklich mehrheitlich
andere Einstellungen und Meinungen, als der linksliberale
aufgeklärte Bürgerliche aus Deutschland mit stets gestrecktem
moralischen Zeigefinger. Und das darf nicht sein. Nur was wir denken,
ist richtig und das Maß der Welt.
Kommentar Andy
Ich beschäftige mich gern mit Meinungen und Kommentaren, auch oder gerade wenn sie meiner eigenen Auffassung der Dinge widersprechen. Zum Teil hat der Kommentator ja Recht mit den Vorwürfen. Bei Menschenrechtsverstößen aus den Vereinigten Staaten reagiert Herr Gauck tatsächlich nicht einmal ansatzweise so energisch wie im Fall Russland. Selbst Abhörskandale entlockten ihn bisher allenfalls ein paar gestammelte Worte in der Art wie "find ich jetzt nicht so toll".
Amerika ist schließlich unser Freund und Partner. Den darf man keines Falles verärgern, egal wie daneben der sich hinter dem großen Teich benimmt. Bei Russland ist das natürlich etwas völlig anderes. Wobei auch hier der Dreh- und Angelpunkt die Wirtschaft ist. Um es mal ganz platt auszudrücken, deutsche Unternehmen verdienen einfach nicht genug an Russland. Da ist (noch) kein großes Geschäft zu machen. Tja, wenn die Industrieregion rund um Moskau so eine Art zweites Peking wäre, dann könnte man da vielleicht mal darüber nachdenken. Solange also kein Wirtschaftslobbyist in der Nähe von Schloss Bellevue zu sehen ist, kann unser Bundesgauck mal wieder so richtig den starken Mann spielen, der die Fahne der Freiheit verteidigt. Tut außer den Russen ja schließlich keinen weh.
Amerika ist schließlich unser Freund und Partner. Den darf man keines Falles verärgern, egal wie daneben der sich hinter dem großen Teich benimmt. Bei Russland ist das natürlich etwas völlig anderes. Wobei auch hier der Dreh- und Angelpunkt die Wirtschaft ist. Um es mal ganz platt auszudrücken, deutsche Unternehmen verdienen einfach nicht genug an Russland. Da ist (noch) kein großes Geschäft zu machen. Tja, wenn die Industrieregion rund um Moskau so eine Art zweites Peking wäre, dann könnte man da vielleicht mal darüber nachdenken. Solange also kein Wirtschaftslobbyist in der Nähe von Schloss Bellevue zu sehen ist, kann unser Bundesgauck mal wieder so richtig den starken Mann spielen, der die Fahne der Freiheit verteidigt. Tut außer den Russen ja schließlich keinen weh.
Aber, und somit kommen wir zu der anderen Seite der Medallie. Ganz so einfach kann man es sich meines Erachtens auch nicht machen. Der Vergleich USA - Russland hinkt doch gewaltig, denn trotz der immer noch vorherrschenden Menschenrechtsverstösse hat Amerika doch ungleich mehr Demokratie. In Russland ist sie noch nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Toleranz hin, Völkerverständigung her, Demokratie und Diktatur sind nun einmal völlig unvereinbar. Wir reden hier eben nicht von zwei prinzipiell gleichwertigen Gesellschaftssystemen, bei deren Wertung es lediglich darauf ankommt auf wessen Seite man jeweils selbst steht. Es gibt nicht unendlich viele Wahrheiten. Oder anders ausgedrückt, die Toleranz endet stets da, wo die Intoleranz anfängt. Von daher mag man Gauck zwar Inkonsequenz vorwerfen. Verdient hat Russland diese Reaktion aber allemal.
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