"Für die Stadt nicht tragbar": Zweihundert Münchner demonstrierten
vor einem seiner Konzerte gegen den russischen Dirigenten Valery
Gergiev, dem designierten Chef der Münchner Philharmoniker. Dessen
Äußerungen zur Homosexualität lösten auch heftige Empörung im Stadtrat
aus.
Mehr als 200 Münchnerinnen und Münchner haben am Mittwochabend vor dem Kulturzentrum am Gasteig gegen den russischen Stardirigenten Valery Gergiev protestiert. Gergiev hatte in einem Interview Äußerungen gemacht, die als Unterstützung für ein homophobes Gesetz des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewertet wurden. Am Mittwoch distanzierte sich Gergiev zwar von seinen Aussagen und bekannte sich zu einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Ausgrenzung und Diskriminierung. Den Demonstranten war das aber zu wenig: "Wenn sich Gergiev weiter so äußert", sagte Rita Braaz von der Rosa Liste am Abend vor dem Gasteig, "dann ist er für die Stadt nicht tragbar".
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Müssen sich Künstler gegen Homophobie stellen?
Münchens nächster Philharmonie-Chefdirigent ist Russe, aber er will
Putins Anti-Schwulen-Gesetz nicht kritisieren. Schließlich sei er kein
Politiker. Doch wie politisch muss ein Künstler sein?
Von
Britta Schultejans
So richtig scheint Waleri Gergijew gar nicht zu wissen, was das alles
soll. Vor ihm sitzen Journalisten wie eine Wand. Alle wollen von ihm
hören, was er denn nun hält von dem Anti-Schwulen-Gesetz seines Freundes Wladimir Putin
und von Homosexualität im Allgemeinen. Gergijew sagt dazu am
Dienstagabend viel – und gleichzeitig nichts. Er beantwortet Fragen
ausweichend und versucht immer wieder, das Gespräch auf das zu lenken,
was ihn interessiert: die Musik.
Kommentar Andy
Zugegeben, die Frage ob Künstler öffentlich Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen beziehen sollten, ist durchaus berechtigt. Schließlich gibt es in Deutschland generelle Meinungsfreiheit. Und in keinen Angestelltenverhältnis kann in irgendeiner Form eine spezielle politische Haltung vorrausgesetzt werden. Aber - erstens handelt es sich bei dem Philharmonie-Chefdirigenten nicht um irgend einen x-beliebigen Arbeitnehmerposten und zweitens besteht der Dreh- und Angelpunkt in den homophoben Gesetzen Russlands, die de facto hier in Deutschland nun ein mal keinerlei Bedeutung haben. Darüber hinaus hat er sich öffentlich ganz allgemein negativ über Homosexualität geäußert. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu Russland ein Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz an das sich auch Herr Gergijew zu halten hat.
Natürlich hat Herr Gergijew das Recht sich frei und offen über anderer Länder zu äußern. An die Gesetze Deutschlands muß er sich dennoch halten. Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob dieser Mann nicht auf den Posten des Chefdirigenten vollkommen fehl am Platz ist. Langfristig gesehen wäre es für die Stadt München wohl in der Tat besser sich von ihm zu trennen. Denn so wie ich das sehe, werden die verbalen Entgleisungen über Homosexuelle keinesfalls die letzte Peinlichkeit dieses Mannes gewesen sein.
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