GIESSEN - (jem). Russische Sprechchö-re ertönen. Sie gehen von einer kleinen Gruppe aus. Eingekesselt von Polizisten, sind diese jungen Menschen von einer wütenden Menge getrennt. Immer wieder kommen Rufe aus der Masse. Der Untertitel verrät, sie brüllen „Vernichtet Sie“ und „Moskau ist nicht Sodom“. Die Reaktion der kleineren Ansammlung: Zwei Frauen küssen sich. Der Protest, das Gebrüll wird lauter. Die Gruppe der Eingekesselten wird abgeführt. Solche und ähnliche Szenen zeigte der Film „Sie hassen mich vergeblich“, der nun an der Justus-Liebig-Universität (JLU) gezeigt wurde. Und das Werk der Russin Yulia Matsiy war Grundlage der nachfolgenden Diskussion „Putins Russland – Verteidiger der heterosexuellen Norm? Die sexuellen Minderheiten in Russland“, zu der das Gießener Zentrum Östliches Europa (Gizo) der JLU und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde eingeladen hatten.
„Das Gefährliche an der momentanen Gesetzeslage in Russland ist, dass die homophobe Bewegung vom Staat selbst ausgeht“, äußert Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur von „Osteuropa“, seine Befürchtung. Der Journalist spricht damit das Gesetz vom 30. Juni 2013 an, das „Verbot homosexueller Propaganda unter Minderjährigen“, das jegliche positiven Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien unter Strafe stellt. Das, was viele Minderheiten normalerweise versuchen, nämlich auf Benachteiligung mit Allianzbildung zu reagieren, sei so nicht möglich, erklärt Prof. Andreas Langenohl vom Institut für Soziologie der JLU. „Die Leute haben Angst sich zu solidarisieren – Schwule und Lesben werden so immer weiter von der Gesellschaft ausgestoßen.“
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