In Baden-Württemberg wird erbittert darüber gestritten, inwieweit
alternative Liebesformen Unterrichtsthema sein dürfen. In NRW ist
zumindest die Politik schon weiter: Seit 2012 unterstützt das
Schulministerium ein Projekt gegen Homophobie - doch nur sieben Schulen
machen bislang mit.
Im Herzen ist Baden-Württemberg eben doch ein erzkonservatives, reaktionäres Bundesland. Dieser Eindruck drängt sich angesichts der Diskussion auf, die im Ländle derzeit lebhaft bis erbittert geführt wird. Es geht darum, inwieweit die Themen Homosexualität und Transgender im Schulunterricht behandelt werden sollen. Der Widerstand gegen Pläne der grün-roten Landesregierung, alternative Liebes- und Lebensformen künftig fächerübergreifend zu thematisieren, scheint groß zu sein. Mehr als 113.000 Unterstützer hat die Online-Petition "Zukunft - Verantwortung - Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" seit November bis heute gesammelt. Die CDU-Führung zeigt sich solidarisch mit den Skeptikern eines Sex-Toleranz-Unterrichts. Und anderswo?
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Kretschmann hält an Reformplänen fest
STUTTGART Der
baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
hält trotz Kritik von Kirchen und zahlreichen Bürgern an seinem Plan
fest, sexuelle Toleranz als fächerübergreifendes Unterrichtsthema im
Bildungsplan seines Landes zu verankern. So lange „schwule Sau“ zu den
beliebtesten Schimpfwörtern auf den Schulhöfen gehöre, bestehe
Handlungsbedarf, sagte Kretschmann.
Er erinnerte daran, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung
diskriminiert werden dürfe und dass die Verfassung auf der unantastbaren
Würde des Menschen aufbaue. „Das heißt, die Menschen so zu akzeptieren,
wie sie nun einmal sind in ihrer Veranlagung. Fertig. Aus. Amen.“
Kretschmann unterrichtete früher selbst Ethik und Biologie.
Bereits 125.000 Unterschriften
Die großen Kirchen hatten die Pläne kritisiert und vor „Indoktrination“ gewarnt. Kretschmann sagte, er werde noch in dieser Woche mit Vertretern der Kirchen sprechen - auch über das Thema. Er glaube, dass es hier viele Missverständnisse gebe. Bis Dienstagnachmittag unterzeichneten rund 125 000 Gegner der grün-roten Pläne eine Online-Petition. Der Initiator der Petition, der Religionslehrer Gabriel Stängle, gab indes seinen Posten als Referatsleiter im Verband der Realschullehrer auf.
Bereits 125.000 Unterschriften
Die großen Kirchen hatten die Pläne kritisiert und vor „Indoktrination“ gewarnt. Kretschmann sagte, er werde noch in dieser Woche mit Vertretern der Kirchen sprechen - auch über das Thema. Er glaube, dass es hier viele Missverständnisse gebe. Bis Dienstagnachmittag unterzeichneten rund 125 000 Gegner der grün-roten Pläne eine Online-Petition. Der Initiator der Petition, der Religionslehrer Gabriel Stängle, gab indes seinen Posten als Referatsleiter im Verband der Realschullehrer auf.
»Religiös motivierte Homo-Feindlichkeit«
Von Hans-Jörg Conzelmann
REUTLINGEN. Die Reutlingerin Monika Barz lebt seit 30 Jahren offen
lesbisch. Sie arbeitet an der evangelischen Hochschule in Ludwigsburg,
ist Diplompädagogin und promovierte über »Identifikationsmöglichkeiten
lesbischer Frauen in den Kirchen«. Seit 1993 lehrt sie als Professorin
im Bereich »Theorie und Praxis Sozialer Arbeit mit Mädchen und Frauen«.
Zu ihrem Alltag am Campus gehört derzeit die aktuelle
Diskussion über die Petition »Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie
des Regenbogens«.
In der Kirche ein Dauerthema
Monika Barz steht hinter einer Pädagogik der Vielfalt, die dank der geplanten Veränderungen im neuen Bildungsplan neu aufgenommen werden soll. Damit ist sie auf der Linie der Landesregierung, die bis Ende dieses Jahres einen Aktionsplan zur Akzeptanz und Gleichstellung von LSBTTIQ-Gruppen beschließen will. LSBTTIQ bedeutet: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere-Menschen. Diese Gruppen haben 2012 das Landesnetzwerk LSBTTIQ gebildet, das die Landesregierung bei der Erstellung des Aktionsplanes berät.Weiterlesen auf gea.de
Ich lebe im Auenland
Von einem Bundesland, in dem seltsame Wesen in noch seltsameren Dörfern
Bildungspolitik machen wollen – und dabei von uralten Mächten
unterstützt werden.
Von Christoph Ruf
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