Homosexuelle geraten in
Russland immer mehr in Bedrängnis. Kurz vor Beginn der Olympischen
Spiele in Sotschi droht jetzt die orthodoxe Kirche des Landes den
Schwulen und Lesben das Leben endgültig zur Hölle zu machen. Demnach
sollen die Russen über ein neuerliches Verbot homosexueller Beziehungen
abstimmen. Er sei "überzeugt, dass solche sexuelle Kontakte vollständig
aus dem Leben unserer Gesellschaft verbannt werden sollten", ließ ein
Kirchensprecher keinen Zweifel an den Plänen der Orthodoxen.
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Analyse: Homosexualität vor Olympia im Fokus
Das Top-Thema des Tages war der größten russischen Sportzeitung eine Kurzmeldung auf Seite 2 wert. Immerhin. "Das Eingestehen seiner nicht traditionellen Orientierung ist eine ungeheuer kühne Tat von Thomas", schrieb "Sowjetski Sport".
Moskau
- Das Top-Thema des Tages war der größten russischen Sportzeitung eine
Kurzmeldung auf Seite 2 wert. Immerhin. "Das Eingestehen seiner nicht
traditionellen Orientierung ist eine ungeheuer kühne Tat von Thomas",
schrieb "Sowjetski Sport".
Für andere Zeitungen des
Riesenreichs war Hitzlsperger in der ersten Ausgabe nach mehrtägigen
Neujahrsfeiern kein Thema. Mit seinem überraschenden Coming-out hatte
der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler am Mittwoch weltweit für
Schlagzeilen und zumeist positive Reaktionen gesorgt.
Geschminkte Wahrheit
Olympische Spiele in Russland - und Wladimir Putin drangsaliert Homosexuelle mit absurden Gesetzen. Ausgerechnet im Austragungsort Sotschi haben sich Schwule und Lesben ein kleines Paradies geschaffen. Aber wie lange geht das gut?
Von Thorsten Schmitz Fotos: Alexander Gronsky
Samstag, früher Abend, goldgelb versinkt die Sonne im Schwarzen Meer. In
Sotschi wird es im Dezember erst um 18 Uhr dunkel. Der ehemalige
russische Präsident Dimitri Medwedew mochte die Winterzeit nicht, so hat
er sie abgeschafft. Wladimir Putin mag Homosexuelle nicht, so gibt es
jetzt ein Gesetz, das es Menschen wie Andrej Tanitschew und Roman
Kochagow verbietet, sich zu küssen. Ein Kuss unter Männern auf der
Straße gilt jetzt als »Propaganda für Homosexualität«. Man kann dafür
eine Gefängnisstrafe oder eine Geldbuße bekommen.
Orthodoxe Apokalypse
Kein Thema scheint die Russisch-Orthodoxe Kirche
derzeit so zu beschäftigen wie die Homosexualität. Patriarch Kirill hat
die Legalisierung der Homo-Ehe in Westeuropa bereits als Vorzeichen der
Apokalypse gedeutet. Und jüngst, in seinem Fernsehinterview zum
Weihnachtsfest am 7. Januar, sah er eine neue Epoche der
Menschheitsgeschichte anbrechen. Dass die Sünde zur Norm erklärt werde,
das habe es noch nie gegeben, „die Zeit des Heidentums eingeschlossen“.
Russen sind nicht homophob, ...
Sochi 2014 -
sie sind ganz insgesamt, mit unseren Augen gesehen, rückständig, konservativ, verklemmt ...
Die russische Gesellschaft ist nicht besonders homophob, ... sie ist ganz insgesamt, mit unseren Augen gesehen, rückständig, konservativ, verklemmt ... das mag man nicht glauben ... sofort kommen einem leicht bekleidete Russinnen in den Sinn. Besucht man etwa in der russischen Provinz eine Theatervorstellung, strecken zwar Absätze von zehn Zentimetern und mehr die Beine der Frauen, Mini-Röcke und Overknee-Stiefel sind allgegenwärtig, aber bei aller Love Parade Optik herrscht eine Formalität und Prüderie wie auf dem Wiener Opernball. Wie im Alltag ... Zeitungskioske sind pornofrei und Frauen im russischen Playboy erscheinen nicht ohne Slip ... selbst Küssen, Umarmungen, Zärtlichkeiten auch heterosexueller Paare in der Öffentlichkeit sind ausserhalb Moskaus oder St. Petersburg, wenn überhaupt, auf Jugendliche beschränkt - über Sexuelles wird grundsätzlich nicht offen gesprochen. Berichte, TV-Reportagen, Diskussionen etwa über Sex-Praktiken, über die Erotik-Branche oder gar BDSM sind in RUS völlig undenkbar. Infolgedessen gibt es natürlich auch keinerlei öffentlichen oder medialen Diskurs über Homosexualität.
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