Montag, 14. September 2015

Putin zeichnet Homo-Hasser aus

Witali Milonow, der homophobe Haudegen aus St. Petersburg, erhält einen Verdienstorden zweiten Grades.

Von Norbert Blech

Russische Oppositionelle und LGBT-Aktivisten sind empört über eine Entscheidung des Präsidenten Wladimir Putin, dem St. Petersburger Stadt-Abgeordneten Witali Milonow einen "Verdienstorden für das Vaterland" zu verleihen.

Der 41-Jährige erhalte den Orden zweiten Grades für seine "aktive gesetzgeberische Arbeit und viele Jahre ehrlicher Arbeit", heißt es in dem am Sonntag bekannt gewordenen Erlass des Präsidenten. Im letzten Jahr hatte Milonow bereits einen Orden des Militärs erhalten.


Kommentar Andy

Also vielleicht sollte man diesbezüglich einige Dinge erwähnen. Erstens, Putin ist genauso wenig links wie sein derzeitiges Russland. Nicht umsonst gilt Putin als einer der reichsten Männer Russlands. In Russland hat man von Anfang an den großen Fehler begangen sich nicht für die soziale Marktwirtschaft einzusetzen. Statt dessen etablierte man eine freie kapitalistische Marktwirtschaft, sozusagen den typischen Ellbogenkapitalismus wie er in den westlichen Ländern allenfalls noch im neunzehnten Jahrhundert anzutreffen war. Sehr bald zeichnete sich ab das die Möglichkeit in kurzer Zeit zum Multi-Milliardär zu werden, sehr teuer erkauft ist. Das beginnt beim Drogenproblem, wo Russland inzwischen an der Weltspitze steht, reicht über Arbeitslosigkeit, Armut bis hin zu Obdachlosigkeit. 


Wie in allen osteuropäischen Ländern hat man auch in Russland eine Einkommensteuer-Flat-Tax. Das bedeutet 13 % auf das Einkommen, ohne Abzug, ohne Ausgleich, ohne Grundfreibetrag und was es sonst noch gibt. 13 Prozent zahlt die Putzfrau von ihren wenigen paar Rubel und 13 Prozent zahlt der Einkommensmillionär. Das mag sich auf den ersten Blick ganz gut anhören. Beschäftigt man sich aber etwas näher damit, wird sehr schnell klar, dass die dabei auftretenden Ungerechtigkeiten noch sehr viel höher als in Deutschland sind. Während gerade für untere Einknommen die 13 Prozent richtig weh tun, sind sie für obere Einkommen geradezu ein Super-Schnäpchen. Die soziale Ungerechtigkeit dürfte in Russland denn auch sehr viel höher als in Westeuropa sein. 

Ich denke, Putin weiß ganz genau, dass er die Probleme niemals in den Griff bekommen kann.  Was liegt da näher als einen Schuldigen zu suchen, wie immer in einer solchen Situation. Hitler hatte die Juden zum Sündenbock gemacht, Putin und seine Anhänger wählten die Homosexuellen als Stellvertreter für eine angeblich Unmoral der westlichen Welt.
Leute wie Milonow dienen Putin dabei lediglich als willigen Gehilfen fürs Grobe um Putin die Drecksarbeit abzunehmen. Milonow poltert los und hetzt dabei die Massen auf und Putin kann anschließend den großen Diplomaten raushängen lassen und behaupten, die homophobe Haltung Russlands wäre ja eigentlich gar nicht sein Werk, sondern einfach die breite Volksmeinung derer er nunmal gehorchen müsse.


Man sollte auch bedenken, dass in Russland auf  Homosexualität noch bis 1994 Gefängnisstrafe stand. In Deutschland wurde diesbezüglich der Paragraf 175 bereichts 1969 abgemildert und die Strafbarkeit abgeschaft. Noch bis 1999 galt Homosexualität offiziell per Gesetz als Krankheit. Bis auf einen kurzen Zeitraum in den zwanziger Jahren war die ehemalige Sowjetunion schon immer homophob, so wie alle ehemaligen kommunistischen Staaten. Wie sehr die Menschen diese Homophobie verinnerlicht haben, können allenfalls  noch die Älteren in Deutschland verstehen. Ursache sind wie immer bei solchen Themen, Unwissenheit und fehlende Bildung.

So schlimm das alles ist, ich denke, ewig wird sich eine derartige Poltik nicht halten können. Russland mag zwar groß und weit sein, aber es ist eben nicht mehr so isoliert wie noch im zwanzigsten Jahrhundert. Die Welt verändert sich, entweder man trägt dem Rechnung, oder man bleibt dabei auf der Strecke. Leid tun mir nur die vielen jungen Schwulen und Lesben.

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