Kann ein Urteil, das vor 50 Jahren
gesetzeskonform war, heute falsch sein? Deutschland machte Heinz W. zum
Straftäter, weil er schwul ist. Mit ihm fordern Zehntausende
Homosexuelle, dass die Urteile aufgehoben werden. Doch die Politik lässt
sich Zeit - Zeit, die den Betroffenen fehlt.
Ohne die Hunde wäre Heinz W. vielleicht nie ins Gefängnis
gekommen. Zwei Mal täglich müssen die beiden Bernhardiner raus. Es sind
die frühen Sechzigerjahre. Heinz W., damals 18,
mag die Hunde, aber noch mehr mag er die Männer, die am Gartentor auf
ihn warten. Sie laufen nebeneinander, Heinz und der Mann, die Tiere in
Sichtweite, hinein in den Wald, immer tiefer. An die Stellen, die das
Sonnenlicht nur mit Mühe erreicht. Dorthin, wo keine
Spaziergänger stören.Sie hat es mitbekommen. So wie sie vieles mitbekommen hat. Die Hundespaziergänge. Den Besuch des Innendekorateurs, der schon Mitte 20 ist, den Heinz W. auch so gerne mag und mit dem er zu Hause im Wohnzimmer den Biedermeierstuhl bezogen hat. Irgendwann im Winter 1961 setzt sie einen Brief an das Jugendamt auf. Sie käme nicht mehr zurecht mit ihrem Sohn, schreibt Franziska W. Seine Lehrstelle sei in Gefahr.
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