Sonntag, 2. November 2014

Ist Homosexualität tatsächlich ein Geschenk?

Seit Wowereits Outing verlangen sich bekennende Homosexuelle rhetorisch einiges ab. Wer Schwulsein als Geschenk bezeichnet, schreibt die Tradition homosexueller Vorzugsstellung fort.

Von Berlins so gerade noch Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit wird politisch vermutlich nicht viel bleiben. Aber in einer Hinsicht hat er tatsächlich Geschichte geschrieben. Nicht nur damit, dass er als einer der führenden Repräsentanten dieses Landes sich selbstbewusst zu seinem Schwulsein bekannte. Fast mehr noch, weil er sich dabei rhetorisch etwas abverlangte. Der Satz "Ich bin schwul, und das ist auch gut so" ging um die Welt. Und er brachte für sich outende Prominente gewissermaßen die Selbstverpflichtung zur Sentenz mit sich. Der Fußballspieler Thomas Hitzlsperger fiel mit seinem Outing zwar rhetorisch eindeutig hinter Wowereit zurück: "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität" klang ausgesprochen hölzern. Aber er brachte ein Anliegen vor. "Ich möchte damit eine Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern anregen" – dieser Nachsatz machte seine Selbstentblößung ja erst vollständig und dann doch noch zu einem originellen Sprechakt.

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