Seit Wowereits Outing verlangen sich bekennende Homosexuelle rhetorisch
einiges ab. Wer Schwulsein als Geschenk bezeichnet, schreibt die
Tradition homosexueller Vorzugsstellung fort.
Von Berlins so gerade noch Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit wird
politisch vermutlich nicht viel bleiben. Aber in einer Hinsicht hat er
tatsächlich Geschichte geschrieben. Nicht nur damit, dass er als einer
der führenden Repräsentanten dieses Landes sich selbstbewusst zu seinem
Schwulsein bekannte. Fast mehr noch, weil er sich dabei rhetorisch etwas
abverlangte. Der Satz "Ich bin schwul, und das ist auch gut so" ging um
die Welt. Und er brachte für sich outende Prominente gewissermaßen die
Selbstverpflichtung zur Sentenz mit sich. Der Fußballspieler Thomas
Hitzlsperger fiel mit seinem Outing zwar rhetorisch eindeutig hinter
Wowereit zurück: "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität" klang
ausgesprochen hölzern. Aber er brachte ein Anliegen vor. "Ich möchte
damit eine Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern anregen" –
dieser Nachsatz machte seine Selbstentblößung ja erst vollständig und
dann doch noch zu einem originellen Sprechakt.
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