Von Thorsten Schmitz
Samstag, früher Abend, goldgelb versinkt die Sonne im Schwarzen Meer. In Sotschi wird es im Dezember erst um 18 Uhr dunkel. Der ehemalige russische Präsident Dimitri Medwedew mochte die Winterzeit nicht, so hat er sie abgeschafft. Wladimir Putin mag Homosexuelle nicht, so gibt es jetzt ein Gesetz, das es Menschen wie Andrej Tanitschew und Roman Kochagow verbietet, sich zu küssen. Ein Kuss unter Männern auf der Straße gilt jetzt als »Propaganda für Homosexualität«. Man kann dafür eine Gefängnisstrafe oder eine Geldbuße bekommen.
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Kommentar Andy
Ich habe es in einen anderen Beitrag bereits zu dem erwähnten Club geschrieben. Eigentlich ist es traurig, dass nicht einmal russische Schwule ihre eigene Diskrimierung und Unterdrückung bemerken, obwohl sie doch tagtäglich damit zu tun haben.
Zitat: Roman und sein Partner Andrej haben in den letzten Wochen Reportern aus aller Welt Interviews gegeben. Der Rummel nervt sie inzwischen. »Viele wollen ihr Bild vom bösen Russland bestätigen«, sagt Andrej. »Dabei ist Sotschi ein Paradies für Homosexuelle.« Das Paradies liegt weit weg vom Kreml, und es gibt einen schon zu Sowjetzeiten bekannten Spruch: »Was in Sotschi passiert, bleibt in Sotschi.«Was für ein Paradies soll das denn sein, wo selbst ein schwuler Club auf ein Namensschild verzichten muss? Russische Schwule haben so wenig Selbstbewußtsein das sie sich schon im Paradies wähnen, wenn sie ihr wahres Leben in ihrer kleinen, geheimen Welt, weit abseits der Öffentlichkeit führen können. Manche Homosexuelle scheinen sich mit dieser Sitation derart abgefunden zu haben, dass ihnen das Untergrunddasein und die permanente Geheimniskrämerei gar nichts auszumachen scheint. Und die wenigen Andersdenkenden versuchen irgendwie ins Ausland auszuwandern. Ich glaube nicht, dass meine Generation es noch erleben wird, dass sich in Russland irgendetwas ändert. Dazu fehlen selbst die minimalsten Voraussetzungen.
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