Donnerstag, 23. Januar 2014

Homosexualität in Stuttgart

Zwischen Applaus und Ressentiments

Stuttgart - Wie aufgeschlossen ist unsere Gesellschaft? Momentan gibt sie ein höchst widersprüchliches Bild ab: In der einen Woche donnert die große Hurra-Parade durch die Medien, weil Fußballprofi Thomas Hitzlsperger den Mumm aufbringt, sich als schwul zu outen, in der nächsten erfährt die homophobe Online-Petition des Realschullehrers Gabriel Stängle enormen Zuspruch. Der Pädagoge wendet sich gegen die Pläne der Landesregierung, das Thema Homosexualität in den Lehrplan aufzunehmen und bedient in seiner Argumentation vertraute Vorurteile. Die Zahl der Unterzeichner hatte rasch die 100 000er Marke erreicht und lag am Freitagabend bei mehr als 150 000, was in Schwulenkreisen mit Bestürzung aufgenommen wurde.

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Kommentar Andy

Ich sehe es ähnlich wie Cristoph Michl vom Vorstand des IG Christopher-Street-Day Stuttgart wenn er sagt: 
Das Ausmaß an Unwissen und Vorurteilen zeige doch bloß, wie dringend der neue Bildungsplan der Landesregierung gebraucht werde. 
 Wollen wir doch mal ganz ehrlich sein. Selbst in großen Schwulen-Metropolen wie Köln oder Berlin dürfte der Wissensgrad über Homosexualität bei der Mehrheit der heterosexuellen Bevölkerung eher bescheiden bis kaum vorhanden ausfallen. Vom "Ländle" Baden Württemberg gar nicht zu reden. Wenn überhaupt geht bei vielen Menschen das Wissen kaum über Stammtischgespräche und homophobe Schulerzählungen hinaus. Das sehe ich bei Gesprächen mit Bekannten und Kollegen immer wieder. Viele behaupten, gar keine Homosexuellen persönlich zu kennen und sind erstaunt wenn ich ihnen sage, dass ich das bei einen Anteil von 5-10 Prozent für eher unwahrscheinlich halte. 


Die Unwissenheit vieler Menschen beginnt bereits bei der Definition des Begriffes "sexuelle Orientierung". Ich habe schon unzählige Gespräche darüber geführt. Man berichtet vom Schwulsein in einer Beziehung und bekommt zur Antwort, prinzipiell wäre das ja in Ordnung, aber weshalb Schwule das immer so publik machen müssten, schließlich ginge es ja niemand etwas an was man zu hause sexuell so alles treibt. Meist folgen dann merkwürdige Vorstellungen einer gewissermaßen neutralen Welt, in der sich heterosexuelle ja schließlich auch  nicht outen müssten. Folglich, so lautet meist die Schlussfolgerung, wäre Homosexualität an sich ja gar kein Problem mehr und man hätte auch nichts gegen Schwule. Und gleich danach kommt meist das große ABER.  

Ich antworte meist, dass ich auch nichts gegen Heterosexuelle hätte, ganz ehrlich. Ich kenne sogar persönlich einige Heteros, alles sehr nette Menschen mit denen man sich prima unterhalten kann. Nur die Art und Weise wie sie ihre sexuelle Orientierung vor sich her tragen, beginnend vom Ehering bis hin zum schieben des Kinderwagens, würde ich überhaupt nicht verstehen. Schließlich könne man so etwas doch auch etwas diskreter machen. Geht ja schließlich niemand etwas an wer, wie oft mit wem im Bett war. Manche Menschen verstehen meine Anspielung, andere kapieren es selbst dann noch nicht.

Auf alle Fälle zeigt sich im realen Alltag wie groß die Wissenslücken bei Homosexualität noch immer sind und wie wichtig es ist, das Thema im täglichen Schulalltag zu integrieren.

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