Streng katholisch, afrikanisch, schwul
Der Geistliche der Johannesburger Diözese passte einen ruhigen Moment
ab, dann nahm er Pfarrer Russell Pollitt zur Seite. "Realisieren Sie
eigentlich, dass es nicht gut für Ihre Karriere ist, was Sie da tun?",
fragte er mit gedämpfter Stimme, und es war mehr als Aufforderung denn
als Frage gemeint. Pollitt lächelte. "Wenn das so sein sollte, dann ist
es mir egal", entgegnete er, "dafür lebe ich nicht." Seine
überschaubaren Aufstiegschancen in der katholischen Kirche bekommt
Pollitt immer wieder vor Augen geführt. Kürzlich hat ihm ein
befreundeter Theologe eine E-Mail geschickt, nachdem er einen
südafrikanischen Zeitungsartikel über die Kirche gelesen hatte.
Bewundernswert, schrieb er, und im PS: "Schade, dass ich Dich nie mit
der Bischofsmitra sehen werde." Die Zeitung hatte darüber berichtet,
dass Pollitt eine Gruppe für Schwule an seiner katholischen Gemeinde
eingerichtet hat.
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